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03.05.2024

29.08.2019

Allergierisiko: Metallpartikel aus Tätowiernadeln

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Aus Tätowiernadeln können sich Mikro- und Nanoteilchen aus Metall in der Haut und in den Lymphknoten ablagern. Zu diesem Ergebnis kommen Forschende des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zusammen mit einem internationalen Kooperationsteam.

Tätowiernadeln bestehen aus Stahl, enthalten daher auch Nickel (6-8 Prozent) und Chrom (15-20 Prozent). Das Forscherteam hat nun nachgewiesen, dass Metallteilchen von der Nadel unter Gebrauch abgeschliffen werden und in die Haut übergehen können, wenn das Tätowiermittel das Weißpigment Titandioxid enthält.

Dabei werden Nickel und Chrom aus der Nadel mechanisch herausgelöst und gelangen in die Haut. Anschließend können diese Partikel dann in die Lymphknoten wandern. Bislang wurde angenommen, dass hauptsächlich mit Nickel und Chrom verunreinigte Farbpigmente (Tätowiermittel) metallbezogene Tattooallergien verursachen.

Mit dieser neuen Studie liefern die Forschenden nun den Nachweis, dass auch von Tätowiernadeln ein gesundheitliches Risiko ausgehen kann. Darüber hinaus steigt die Belastung des Körpers mit Nickel und Chrom. Zukünftige Studien sollen untersuchen, inwiefern die zusätzliche Aufnahme dieser Metalle die Wahrscheinlichkeit erhöht, Allergien auszulösen.

Allergische Reaktionen gegenüber Tattoos und deren Inhaltsstoffe gehören zu den häufigsten Nebenwirkungen von Tätowierungen. Aufgrund der Forschungsergebnisse gingen Wissenschaftler bisher davon aus, dass vor allem mit Schwermetallen verunreinigte Farbpigmente diese Allergien auslösen. Obwohl Tätowiernadeln Nickel und Chrom enthalten, wurde ihr Einfluss auf die Metallabscheidung in der Haut bislang noch nicht untersucht.

Ein internationales Team unter Führung des BfR hat nun diese Forschungslücke geschlossen. Die Forschenden analysierten zunächst mit Hilfe der synchrotronbasierten Nanoröntgenfluoreszenz (XRF) Proben menschlicher Haut und Lymphknoten. Sie stammten von tätowierten Spendern ohne diesbezüglich bekannte gesundheitliche Auffälligkeiten. Die Ergebnisse dieser Proben wurden mit Daten aus der Haut und Lymphknoten eines tätowierten Patienten verglichen, bei dem eine Allergie auftrat.

Im zweiten Teil der Studie tätowierte das Forscherteam Schweinehaut einerseits mit schwarzer Tinte (auf Kohlenstoffbasis) und andererseits mit TiO2-Tinte, wobei letztere abschleifende (abrasierende) Eigenschaften aufweist. Beide Farben wurden vorher untersucht und festgestellt, dass sie keine Stahlpartikel enthielten.

Die Ergebnisse beider Analysen zeigen: Nano- und mikrometergroße Metallteilchen werden bei der Verwendung von TiO2-haltiger Tinte von Tätowiernadeln abgetragen. Dieser Effekt war bei schwarzer Tinte wesentlich geringer. Die Metallteilchen enthalten Nickel und Chrom, lagern sich dauerhaft in der tätowierten Haut ab und werden auch zum Teil in die Lymphknoten abtransportiert.

In den analysierten Proben eines Patienten, der unter einer allergischen Reaktion litt, wies das Forscherteam sowohl Farbpigmente (Eisenoxid) als auch abgeschürfte Stahlpartikel in der entzündeten Haut nach. Die Ergebnisse zeigen, dass durch Tätowiernadeln Nickel und andere Schwermetalle in den Körper gelangen und dort allergische Reaktionen auslösen können. Weitere Forschung ist notwendig, um die genaue Wirkung abgeschliffener Partikel von Tätowiernadeln bei metallbezogenen Tattoo-Hautallergien zu bewerten.

» Originalpublikation

Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)