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20.05.2024

16.04.2013

Messung der Alkoholkonzentration in Präparategläsern

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Die korrekte Konservierung von Tierpräparaten so genannter Nasssammlungen ist eine herausfordernde Aufgabe, der sich Kuratoren in Museen auf der ganzen Welt gegenübersehen. Nasspräparate sind üblicherweise in vergälltem 70- bis 80-prozentigem Alkohol eingelegt. Nimmt die Konzentration dieser Alkohollösung zu stark ab, kommt es langfristig zur Zerstörung des Präparats. Aus diesem Grund ist eine regelmäßige Überprüfung der Alkoholkonzentration in den Präparategläsern unbedingt notwendig.

Eine Studie bringt Klarheit

Wie ernst die Situation tatsächlich ist, stellte sich in einer Studie des Museums für Naturkunde in Berlin heraus, welche im Rahmen des Programms "KUR" (Programm zur Konservierung und Restaurierung von mobilem Kulturgut) von der Kulturstiftung des Bundes und der Länder gefördert wurde. In jeder der 15 Berliner Kustodien wurden 100 bis 150 Präparategläser von Studenten mithilfe von tragbaren Dichtemessgeräten (DMA 35 von Anton Paar) auf die Alkoholkonzentration der Konservierungslösung hin geprüft.

"Die Problematik wurde jahrelang völlig unterschätzt", sagt Dr. Birger Neuhaus, der Kurator der Sammlung "Vermes" des Berliner Naturkundemuseums und auch Leiter der genannten Studie, "in vielen Präparategläsern war ein beträchtlicher Teil des Alkohols verdunstet." Abhängig von der Art der Sammlung lag der Mittelwert der Alkoholkonzentration zwischen 6 % und 69 % mit einer Standardabweichung von 6 % bis 15 % und Extremwerten von 2 % bzw. 87 % - Rahmenbedingungen, die dazu führen, dass die Präparate verpilzen, sich Bakterien in den Gläsern sammeln und osmotische Schwankungen entstehen. Auch degradiert die DNA und wird damit für weitere Analysen meist unbrauchbar.

Umso wichtiger erscheint die Fortführung der Untersuchungen an den insgesamt 233 000 Nasspräparaten des Berliner Museums, konserviert in ganzen 80 Tonnen Ethanol.

Überprüfen von 200 Jahre alten Präparaten

In vielen Naturkundemuseen sind die ältesten Präparate um die 200 Jahre alt. Die Präparategläser werden üblicherweise regelmäßig auf eine Abnahme der Konservierungslösung hin überprüft, aber die Konzentration der Alkohollösung wird nicht immer gemessen.

Die Verwendung einer Glasspindel für die Messung der Ethanolkonzentration ist mühsam und erfordert viel Zeit, da die Konservierungslösung in einen schmalen Messzylinder umgefüllt werden muss, in den schließlich die Glasspindel eingetaucht wird. Diese Messmethode ist für geringe Probenvolumen nicht geeignet, weil für eine Spindelmessung mindestens 50 mL Probe benötigt werden. Dies erschwert eine Überprüfung von Gläsern, in denen kleinere Präparate wie Würmer oder Spinnen in nur 50 bis 200 Millilitern Lösung konserviert werden. Eine weitere Problematik ist, dass ältere Gläser und deren Verschlüsse nicht so dicht sind wie jene, die heutzutage produziert werden.

Moderne Analysensysteme wie das tragbare Dichtemessgerät DMA 35 von Anton Paar ermöglichen es, die Überprüfung der Alkoholkonzentration auch in kleinen Gläsern mit nur zwei Millilitern Probe durchzuführen. Die Probe wird mittels der im Gerät eingebauten Handpumpe direkt aus dem Präparateglas entnommen. Eine Messung dauert weniger als eine Minute.

"Die Sammlung der Spinnentiere (Arachnida) und Tausendfüßler (Myriapoda) im naturhistorischen Museum in London ist mit etwa 32 000 Gläsern sehr groß. Wir haben sehr viele Gläser untersucht, um herauszufinden, an welchen wir zukünftig arbeiten sollten. Für die Untersuchung haben wir ein DMA 35 verwendet. Aufbauend auf den erzielten Ergebnissen können wir entscheiden, ob wir Alkohol nachfüllen müssen, um die Lösung auf die korrekte Konzentration zu bringen, oder ob wir die Präparate in eine frische Lösung geben", erklärt Janet Beccaloni vom naturhistorischen Museum in London.

Schützen wertvoller Bestände

Museen haben zwei wichtige Funktionen: die Öffentlichkeit aufzuklären und die Präparate und Artefakte aufzubewahren, die Wissenschaftlern aus aller Welt zugänglich gemacht werden. Die Qualität der Nasspräparate für zukünftige Forschungen zu garantieren ist essenziell. "Man sammelt Präparate, damit sie da sind, wenn jemand sie braucht", erklärt Dr. Helmut Sattmann vom "Naturhistorischen Museum Wien" die Vielzahl an Präparaten, die in den Naturkundemuseen lagern. "Irgendwann steht ein Forscher vor der Tür, der genau dieses eine Präparat für seine Forschungen benötigt, und plötzlich wird es zum Forschungsgegenstand, der neue Erkenntnisse ermöglicht." Umso wichtiger ist die Erhaltung jedes einzelnen Präparates.

Quelle: Anton Paar GmbH