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11.05.2024

04.10.2011

Historische Stätten der Chemie: Wo Bunsen forschte, lehrte und wohnte

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Am 12. Oktober 2011 wird die Heidelberger Wirkungsstätte von Robert Wilhelm Bunsen, ein gutes halbes Jahr nach dessen 200. Geburtstag, mit der Enthüllung einer Gedenktafel aus Bronze gewürdigt. Es ist das zehnte Mal, dass die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) den Titel "Historische Stätte der Chemie" vergibt.

Die GDCh-Festveranstaltung beginnt um 16:30 Uhr nach dem Bunsen-Kolloquium im Hörsaalgebäude Chemie der Heidelberger Universität, an dem die Nobelpreisträger Kurt Wüthrich (Zürich) und Hartmut Michel (Frankfurt) teilnehmen. Im Rahmen der Festveranstaltung sind Grußworte, die Enthüllung der Gedenktafel am ehemaligen Bunsen-Laboratorium, ein Stehempfang in der Alten Universität und die Bunsenvorlesung "Physikalische Chemie von 1811 bis heute", gehalten von Jürgen Troe (Göttingen), vorgesehen.

Robert Wilhelm Bunsen war von 1852 bis 1889 Direktor des Chemischen Laboratoriums der Universität Heidelberg. Aus den Berufungsverhandlungen war er mit der Zusicherung für den Neubau eines eigenständigen chemischen Laboratoriums herausgegangen; denn sein Vorgänger, Leopold Gmelin, forschte und unterrichtete in einem ehemaligen Dominikanerkloster, ein Gebäude, das unzureichend ausgestattet und zudem baufällig war. 1853 begannen die Planungen, 1854 die Bauarbeiten für Bunsens neues Laboratorium. 1855 wurde es als das modernste Chemie-Laboratorium Europas eröffnet. Für wie wichtig die Universität Heidelberg damals die chemische Forschung erachtete, kann der Tatsache entnommen werden, dass 97 Prozent der staatlichen Neubaumittel an der Universität zwischen 1850 und 1860 für die Chemie ausgegeben wurden.

Das neue chemische Laboratorium sei ganz auf Bunsens anorganisch-analytische Arbeiten zugeschnitten gewesen, heißt es auf der Gedenktafel; und weiter: "Seine methodischen und apparativen Innovationen machten Bunsen zum Wegbereiter der Physikalischen Chemie. Mehr als 3.000 Studierende aus aller Welt erlernten hier seine gasometrischen Verfahren und die gemeinsam mit Gustav Kirchhoff 1859/60 entwickelte Spektralanalyse. Mit dieser entdeckten beide die Elemente Cäsium (1860) und Rubidium (1861)."

Bunsen, 1811 in Göttingen geboren, schloss mit nur 20 Jahren das Studium der Naturwissenschaften an der Universität Göttingen mit der Promotion ab. Anschließende Studienreisen führten ihn durch verschiedene deutsche Länder, durch Frankreich und Österreich. Nach seiner Habilitation in Göttingen 1834 blieb er dort für zwei Jahre als Privatdozent. Es folgten drei Jahre als Lehrer an der Gewerbeschule Kassel, zwölf Jahre als Professor an der Marburger Universität und drei Semester an der Universität Breslau.

Für die badische Landesregierung war Justus Liebig der eigentliche Favorit für die Nachfolge Gmelins in Heidelberg. Nach Liebigs Absage konnte man Bunsen als den "zweiten Chemiker seiner Zeit", als Ordinarius für Chemie gewinnen. Bunsen festigte diesen Ruf mit seinen Arbeiten zur Gasanalytik, zur Photochemie und Spektralanalyse. Viele kamen nach Heidelberg, um sich von Bunsen selbst in dessen Methoden einweisen zu lassen. Aus Bunsens Schule gingen erfolgreiche Chemiker hervor, von denen nur Adolf v. Baeyer, Hans Bunte, Theodor Curtius, Fritz Haber, Albert Ladenburg, Lothar Meyer, Charles Lee Reese oder Thomas Edward Thorpe genannt seien.

Nachdem Bunsen aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt eingereicht hatte, wurde sein früherer Assistent, Viktor Meyer, sein Nachfolger. Er organisierte die Heidelberger Chemie grundlegend neu und schaffte den Übergang vom Laboratorium zum arbeitsteiligen Forschungsinstitut. Wie schon Bunsen, so hatte auch Meyer seine Dienstwohnung im Laboratoriumsgebäude, die jedoch noch vergrößert wurde. Meyer errichtete bzw. plante noch zwei größere Neubauten.

Bis Ende der 1950er Jahre blieb Bunsens Laboratorium als Teil des Chemischen Instituts in Betrieb. Heute beherbergt der Bunsen-Bau nach umfassender Sanierung das Institut für Deutsch als Fremdsprachenphilologie der Universität Heidelberg.

Quelle: Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh)