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12.05.2024

30.10.2007

Zellhaufen und Hühnereier statt Versuchskaninchen

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Viele Chemikalien sind nach der neuen Richtlinie Reach auf ihre Gefahren hin zu testen, bevor sie direkt oder in einem Produkt verarbeitet zum Verbraucher gelangen - bedeutet das noch mehr Versuche an unzähligen Kaninchen, Mäusen und anderen Tieren? Das muss nicht so sein. Es existieren Methoden, die mit Hühnereiern, Zellen, Gewebe oder Computermodellen Ergebnisse liefern. Welche alternativen Testverfahren es gibt und wie sie funktionieren, ist ein Thema der Oktober-Ausgabe der "Nachrichten aus der Chemie".

Nicht nur Tierschützer plädieren gegen Tierversuche - Alternativmethoden haben auch finanzielle und organisatorische Vorteile. Testverfahren mit menschlichen Hautmodellen sind zeitsparend und erlauben es, viele Substanzen gleichzeitig zu untersuchen. Deshalb entwickeln Unternehmen solche Methoden weiter. Vor allem die Kosmetikindustrie benötigt Alternativen, denn die Richtlinien werden immer strenger: Bereits seit 2004 sind Tierversuche für kosmetische Substanzen in Deutschland verboten, 2009 wird ein EU-weites Verbot folgen.

Episkin und Epiderm sind dreidimensionale Modelle der menschlichen Haut und testen die hautreizende Wirkung von Cremes und Make-ups. Zellen von Hautproben aus Operationen wachsen auf einer Trägerschicht zehn Tage lang und bilden dabei eine Hornschicht, die auf die zu testenden Substanzen genauso reagiert, wie es die Körperhaut tun würde.

Der HET-CAM-Hühnereitest wiederum kann die Gefahr ernster Augenschäden abschätzen helfen und etlichen Kaninchen den stark kritisierten Augenreizungstest ersparen. Andere Verfahren nutzen Schlachthofabfälle oder aus Mäusen gewonnene Stammzellen.

Einen Überblick über bereits eingesetzte Alternativmethoden gibt die Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin Friederike Hammar in ihrem Beitrag in den "Nachrichten aus der Chemie", einer Zeitschrift der Gesellschaft deutscher Chemiker.

Quelle: idw / Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh)