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11.05.2024

02.12.2005

Prozessanalytik gewinnt an Bedeutung: Höhere Sicherheit bei Pharmaka und Lebensmitteln

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Im März 2005 wurde von der Fachgruppe Analytische Chemie der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) der Arbeitskreis Prozessanalytik gegründet, an dem auch die Dechema (Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie) beteiligt ist. Am 17./18. November veranstaltet er sein erstes Kolloquium bei der Merck KGaA in Darmstadt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht die Prozessanalytik in den Bereichen Pharma, Biotechnologie und Lebensmittel.

Mit prozessanalytischen Methoden - man spricht im Bereich der Pharmaindustrie auch von "Process Analytical Technologies" (PAT) - wird die Herstellung von Produkten der Chemie-, Pharma- oder Lebensmittelindustrie verfolgt und überwacht. Das macht eine wirksamere und gegenüber der alleinigen Endkontrolle des Produkts verbesserte Qualitätskontrolle möglich. Im Pharmabereich wurde vor etwa zwei Jahren durch die sogenannte PAT-Initiative der US Gesundheitsbehörde FDA der Anstoß zum besseren Verständnis und zur wissensbasierten Überwachung von Produktionsprozessen gegeben. Seither arbeiten Chemiker, Pharmazeuten und Ingenieure verstärkt daran, die Wirkstoffherstellung und die Formulierung der Medikamente an die gestiegenen behördlichen Anforderungen anzupassen und mit einem detaillierteren Prozessverständnis die Sicherheit und Effizienz zu erhöhen. Über den Stand dieser weltweiten Aktivitäten wird das Kolloquium ebenso informieren wie über die rasante technische Weiterentwicklung der PAT.

Während im klassischen Pharmabereich wohl definierte Ausgangssubstanzen eingesetzt werden und damit genau bestimmbare Bedingungen beim Herstellungsprozess vorherrschen, zeichnet sich die Biotechnologie meist durch wesentlich komplexere Systeme und Bedingungen aus, die durch die Variabilität der eingesetzten natürlichen Rohstoffe - ähnlich wie bei der Lebensmittelherstellung - hervorgerufen werden. In der Biotechnologie versuchen daher Chemiker in enger Zusammenarbeit mit Biotechnologen und Mathematikern, die komplexen Systeme besser zu verstehen, um sie besser steuern zu können. Das Kolloquium beleuchtet den Einsatz verschiedener analytischer Techniken und geeigneter Auswerteverfahren.

In der Lebensmittelherstellung hat der Einsatz der Prozessanalytik in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Auch hier ist der Grund das Bedürfnis nach verbesserter Sicherheit: Lebensmittelskandale haben die Sensibilität des Verbrauchers erhöht. Das Kolloquium zeigt nicht nur ein Gesamtbild von Status und Zukunft der Prozessanalytik in der Lebensmittelindustrie auf, sondern gibt auch Beispiele für den Einsatz neuerer technischer Entwicklungen, wie Biosensoren und Biochips, on-line-Messungen mit Sensoren, die im nahen Infrarot-Bereich arbeiten, oder die Anwendung der Mikrowellentechnik zur Prozesskontrolle.

Die Prozessanalytik produziert eine Fülle von Daten. Eine besondere Herausforderung für die Prozessanalytiker stellt daher das sinnvolle und sichere Management der Daten dar.

Quelle: Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh)