24.08.2023

12 beliebte Narrative, um Klimaschutz zu verzögern

Klimanarrativ "Whataboutismus"

Vor einiger Zeit fand ich im Internet eine kleine, nette Serie mit teilweise provokativen Illustrationen und kontroversen Aussagen zum Thema Klimaschutz, die ich hier gerne vorstelle.

Beim Lesen wird der aufmerksame Leser schnell erkennen, dass viele dieser Phrasen in Zeitungen, Nachrichten, Talkshows oder auch im Bundestag fast gebetsmühlenartig und manchmal auch recht überzeugend vorgetragen werden, mit dem Ziel, die öffentliche Meinung zu beeinflussen, wenn nicht gar zu manipulieren.

In Zeiten von Kurznachrichten, Fake News und aus dem Zusammenhang gerissenen Äußerungen wichtiger Meinungsbildner klingen diese Slogans verlockend einfach.

Dass die Oppositionsparteien im Bundestag damit regelmäßig um die Ecke kommen - geschenkt, schließlich kann man damit leicht Stimmen in weniger informierten Kreisen sammeln! Dass die fossile Lobby global dafür Milliardensummen in ihre immer perfideren Kampagnen investiert - verständlich, denn sonst verlieren sie ihre Geschäftsgrundlage! Dass Boulevardmedien die Narrative ständig wiederholen - klar, denn sie brauchen Schlagzeilen und Auflage!

Ich habe immer noch die Hoffnung, dass die zu oft schweigende Mehrheit der Bevölkerung in westlichen Demokratien diese Taschenspielertricks durchschaut. Leider bin ich mir manchmal aber nicht mehr so sicher, insbesondere wenn ich einen Blick auf die Entwicklungen in den USA werfe.

Daher ist es umso wichtiger, die Bevölkerung wertfrei aufzuklären und über die einzelnen Narrative offen in Schulen, Kirchen, Vereinen, Organisationen oder im eigenen Familien- und Freundeskreis zu diskutieren, auch wenn es die eigene Komfortzone manchmal auch unangenehm berühren kann. Dann kann sich hoffentlich jeder eine objektive Meinung zur Notwendigkeit und Möglichkeiten des Klimaschutzes bilden.

Als Anstoß für solche Diskussionen habe ich die Texte aus den Bildern extrahiert und hier als Aufzählung zusammengestellt. Alle Narrative samt einer plakativen Illustration, stehen zur kostenlosen Nutzung und Verbreitung in mehreren Sprachen zur Verfügung, entweder einzeln oder als Poster zum Ausdrucken:

1. Whataboutismus: "Unser CO₂-Fußabdruck ist im Vergleich zu (*) vernachlässigbar. Daher macht es für uns keinen Sinn, etwas zu unternehmen, zumindest bis (*) es tut."
   
2. Individualismus: "Letztlich ist jeder Einzelne, jeder Endverbraucher dafür verantwortlich, Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels zu ergreifen."
   
3. Die Trittbrettfahrer-Ausrede: "Die Reduzierung der Emissionen wird uns schwächen. Andere haben keine wirkliche Absicht, ihre Emissionen zu reduzieren, und werden dies ausnutzen."
   
4. Technologischer Optimismus: "Wir sollten unsere Bemühungen auf aktuelle und zukünftige Technologien konzentrieren, die große Möglichkeiten zur Bewältigung des Klimawandels eröffnen werden."
   
5. Nur Worte, keine Taten: "Wir sind weltweit führend in der Bekämpfung des Klimawandels. Wir haben ein ehrgeiziges Ziel verabschiedet und den Klimanotstand ausgerufen."
   
6. Fossile Brennstoffe als Lösungsansatz: "Fossile Brennstoffe sind Teil der Lösung. Unsere Brennstoffe werden immer effizienter und sind die Brücke in eine kohlenstoffarme Zukunft."
   
7. Nur Zuckerbrot, keine Peitsche: "Die Gesellschaft wird nur auf eine unterstützende und freiwillige Politik reagieren. Restriktive Maßnahmen werden scheitern und sollten aufgegeben werden."
   
8. Soziale Gerechtigkeit als Vorwand: "Klimamaßnahmen werden hohe Kosten verursachen. Die schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft werden belastet werden. Hart arbeitende Menschen können ihren Urlaub nicht genießen."
   
9. Politischer Perfektionismus: "Wir sollten nur perfekt ausgearbeitete Lösungen anstreben, die von allen betroffenen Parteien unterstützt werden. Andernfalls vergeuden wir die begrenzten Möglichkeiten zur Umsetzung."
   
10. Appell an das Wohlbefinden: "Fossile Brennstoffe werden für die Entwicklung benötigt. Wenn sie aufgegeben werden, werden die Ärmsten der Welt zu Not verurteilt und ihnen wird das Recht auf eine moderne Existenzgrundlage verweigert."
    
11. Untergangsfantasien: "Alle Maßnahmen zur Schadensbegrenzung, die wir ergreifen, sind nicht ausreichend und zu spät. Der katastrophale Klimawandel ist unvermeidlich. Wir sollten uns anpassen oder unser Schicksal in den Händen Gottes oder der Natur akzeptieren."
    
12. Wandel ist unmöglich: "Jede Maßnahme zur wirksamen Reduzierung der Emissionen würde der heutigen Lebensweise oder der menschlichen Natur zuwiderlaufen und ist daher in einer demokratischen Gesellschaft unmöglich umzusetzen."

Zugegeben, vieles klingt auf den ersten Blick plausibel und vor allem bequem. Will man sich inhaltlich damit auseinandersetzen, ist eine schlüssige Argumentation nicht immer leicht zu finden. In der Regel werden zum Teil nur scheinbare Probleme oder Konflikte angesprochen, die allerdings zukünftig viel Größere nach sich ziehen werden, wenn wir nicht unmittelbar handeln. Oft hilft es zu beleuchten, wer im Einzelfall den größten Vorteil am Status Quo hat: es werden nicht die "normalen" Menschen, sondern große Industrieunternehmen oder politische Parteien sein, die daraus Kapital oder Wählerstimmen gewinnen wollen. Ob wir das akzeptieren wollen, liegt an jedem Einzelnen.

Leider lassen sich zu viele Menschen von solch negativer Argumentationsweise beeinflussen und vor den Karren spannen, ohne zu bemerken, dass sie damit ihre eigene Zukunft und vor allem die ihrer Nachkommen verraten. Man ist versucht, es bei diesem Thema mit Albert Einstein zu halten, der einmal gesagt hat;:

Allerdings würde es dann in vielen Situation sehr einsam werden. Und wenn diejenigen, die zur Lösung beitragen wollen und können, nur noch unter sich bleiben, wird das bedauerlicherweise bei der Bewältigung der großen Herausforderungen, die vor der gesamten Menschheit liegen, nicht reichen. Daher sollten wir in diesem speziellen Fall nicht auf Einstein hören, sondern auf negative Menschen zugehen und offen widersprechen, wo immer uns diese und andere Narrative begegnen.

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