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19.05.2024

20.07.2023

Eunice Newton Foote - eine unbekannte Pionierin der Klimaforschung

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Treibhausgas CO2
Kohlendioxid in der Atmosphäre (Pixabay [CCO])
Anlässlich ihres 204. Geburtstages würdigte die Suchmaschine Google die wahrscheinlich nicht nur mir bis dahin unbekannte Eunice Newton Foote mit einem eigenen Doodle, eine eher seltene Ehre für Naturwissenschaftler.

Daher möchte ich heute diese bemerkenswerte amerikanische Forscherin für ihre bedeutende Beiträge zur Klimaforschung und Umweltwissenschaft würdigen, die lange Zeit unentdeckt blieben.

Eunice Newton Foote wurde am 17. Juli 1819 in Connecticut, USA, geboren. Trotz der starken Vorurteile gegenüber Frauen in der Wissenschaft in der damaligen Zeit ging sie ihrer Leidenschaft nach und wurde eine begeisterte Klimaforscherin.

Da sie sich für das Verhalten verschiedener Gase in Bezug auf ihre Wärmeabsorption und -desorption interessierte, führte sie ein erstaunlich einfaches Experiment durch, das die Grundlage für das Verständnis des Treibhauseffekts legte, lange bevor dieser Begriff geprägt wurde.

Ihr Schlüsselexperiment bestand aus zwei Glaszylindern, die an einem Ende offen waren und an dem anderen Ende mit einer Glasplatte verschlossen wurden. Sie füllte einen der Glaszylinder mit Kohlendioxid und den anderen mit Luft. Dann platzierte sie beide Zylinder in direktem Sonnenlicht und maß die Temperaturänderungen in den Gefäßen. Was sie herausfand, war bemerkenswert: Der mit CO2 gefüllte Glaszylinder, erwärmte sich deutlich schneller als der mit Luft gefüllte. Das weist darauf hin, dass CO2 das Sonnenlicht stärker absorbiert und die Wärmeenergie effizienter zurückhält als Luft, die einen deutlich geringeren natürlichen CO2-Gehalt aufweist.

Obwohl Footes Experimente einfach waren, waren ihre Entdeckungen bahnbrechend. Denn sie wiesen erstmals darauf hin, dass bestimmte Gase in der Atmosphäre dazu beitragen könnten, die Wärmeenergie der Sonne zu binden und die Temperatur der Erde zu beeinflussen - ein Phänomen, das wir heute als "Treibhauseffekt" bezeichnen.

Im Jahr 1856 wurden Footes Forschungsergebnisse auf einer Tagung der American Association for the Advancement of Science präsentiert. Da es nicht üblich war, dass Frauen ihre Arbeiten selbst vortrugen, übernahmen zwei männliche Kollegen die Präsentation. In ihrer Veröffentlichung mit dem Titel "Circumstances Affecting the Heat of the Sun's Rays" beschrieb sie detailliert ihre Experimente und Schlussfolgerungen. Der von Foote formulierte folgende Satz ist auch heute noch uneingeschränkt gültig: "Eine Atmosphäre dieses Gases [CO2] würde unserer Erde eine hohe Temperatur verleihen; und wenn sich, wie manche annehmen, die Luft in einem bestimmten Zeitraum ihrer Geschichte zu einem größeren Anteil als bisher mit ihr vermischt hätte, hätte dies zwangsläufig zu einer erhöhten Temperatur geführt." (1)

Leider erhielten ihre Arbeiten zu Lebzeiten nicht die Aufmerksamkeit und Anerkennung, die sie verdient gehabt hätte. Ein Schicksal, das sie mit vielen anderen Naturwissenschaftlerinnen ihrer und der nachfolgenden Zeit teilt. Ihre Erkenntnisse wurden bis zum Jahr 2010 fälschlicherweise dem irischen Naturwissenschaftler John Tyndall zugeschrieben. Das war wahrscheinlich gar keine böse Absicht, da er Footes frühere Arbeiten wohl nicht kannte, denn damals war die Wissenschaft noch nicht so vernetzt wie heute.

Solche einfachen Experimente sind sicher geeignet, um sie in den Chemie- oder Biologieunterricht in der Mittelstufe zu integrieren. So wird der sonst so abstrakt diskutierte Klimawandel und seine Hintergründe direkt sicht- und fühlbar, um die nächste Generation noch mehr für diese essenzielle Thematik zu sensibilisieren und allen Klimaleugnern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Sonst könnte diese Generation vielleicht wirklich die letzte sein.

Denn wie schon die Chemikerin und Moderatorin Mai Thi Nguyen-Kim in Ihrem bemerkenswerten Buch festgestellt hat:

Wissenschaftliche Allgemeinbildung ist ein Impfstoff gegen Desinformation.
Mai Thi Nguyen-Kim (*1987)

» Mehr über Eunice Newton Foote

» Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit, Mai Thi Nguyen-Kim (Droemer HC 2021)

Autor:  

Dr. Torsten Beyer

Dr. Torsten Beyer


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anonym24.09.2023 um 08:43:09

Leider wird es immer noch missverstanden: Newton-Foote ermittelte die Wärmeleitung in Gasen. Tyndall die Absorption von IR durch Gase. Beide Experimente sind so einfach nicht für Schülerexperimente geeignet. Bitte Bedenken!




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