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Das Online-Labormagazin
19.05.2024

09.02.2023

Wie viele kaputte Links gibt es auf Ihrer Webseite?

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Die erste Webseite
Die allererste Webseite von Tim Berners-Lee
Wer die Frage mit einem Achselzucken beantwortet, könnte ein Problem haben, das er noch nicht auf der Agenda hat. In einer älteren Version des Wikipedia-Beitrags zum Thema Halbwertzeit wurde für Hyperlinks die Zahl 51 Monate genannt.

Mittlerweile ist der Hinweis entfernt und neuere Zahlen dazu konnte ich nicht finden. Das würde bedeuten, dass statistisch gesehen nach etwas mehr als 4 Jahren die Hälfte aller externen Links nicht mehr funktionieren. Wie hoch die Zahl im Einzelfall ist, hängt natürlich davon ab, ob man nur auf Domains verlinkt oder sogenannte "Deep Links" zu Unterseiten verwendet. Deep Links sind einerseits nutzerfreundlicher, andererseits aber deutlich fehleranfälliger.

Generell ist es schwierig, die Zahl kaputter Links im Internet zu schätzen, aber es sind sicher Abermilliarden. Google weiß mehr darüber, aber ich habe darüber noch nie eine Veröffentlichung gesehen. Denn beim Crawlen einer Webseite wird der Google-Bot die Zahl der kaputten Links ermitteln. Wenn ein bestimmter Schwellenwert überschritten wird, dürfte das als Signal für eine veraltete oder schlecht gepflegte Webseite gelten und zu schlechteren Rankings führen.

In jedem Fall sollten Unternehmen einen Prozess für ihre Webseite etablieren, wie interne und externe Links regelmäßig auf ihre Gültigkeit geprüft werden. Denn es ist nicht nur für Suchmaschinen ein schlechtes Signal, kaputte Links verärgern Seitenbesucher und können schlimmstenfalls Kunden kosten.

Wir bei Analytik NEWS nutzen zur Link-Prüfung eine selbst entwickelte Lösung und informieren unsere Kunden bei Fehlern, damit wir die Links zeitnah reparieren können. Es gibt aber auch kostenlose Tools wie Xenu's Link Sleuth oder den kostenpflichtigen Screaming Frog SEO Spider, der neben defekten Verlinkungen noch viel mehr technische Probleme auf Webseiten finden kann. Aber das ist eher ein Tool für SEO-Agenturen.

In einer E-Mail-Konversation mit einer Kundin, die auf ihrer Webseite auf einige kaputte Links zu ihren Fachartikeln auf Analytik NEWS gestoßen ist, rutschte mir folgender Satz raus:

Kaputte Links sind der Konstruktionsfehler des Internet.
Torsten Beyer (*1968)

Sie schrieb mir zurück, dass dieser Satz in unsere Liste der Zitate gehöre. Ich finde, sie hat Recht! Wir haben gemeinsam die kaputten Links repariert und schlagen damit beide mehrere Fliegen mit einer Klappe. Besucher auf der Kunden-Webseite sind zufriedener und sparen Zeit, um den gewünschten Artikel auf Analytik NEWS zu lesen, was nebenbei auch ein positives Signal für unsere Seite ist. Und sowohl wir auch die Kundin signalisieren dem Google-Bot, dass wir unsere Webseiten aktuell halten.

Die beste Lösung ist es, Links nie zu ändern. Das ist bei einem Relaunch der Webseite oder dem Wechsel des eingesetzten Content-Management-Systems aber oft unmöglich. Die zweitbeste Lösung ist die Einrichtung eine Umleitung auf die neue URL. Das kann aber natürlich in Arbeit ausarten, wenn Hunderte oder Tausende Links betroffen sind. Haben die Links ein einheitliches Muster, kann man das mit speziellen Umleitungsregeln lösen, was aber relativ kompliziert ist. Wenn kein Link-Muster auf der Webseite eingerichtet ist, dann sollte man mindestens die wichtigsten Seiten auf die neuen URLs umleiten. Denn sonst kann man sich bei einem Relaunch seine über Jahre aufgebaute Reputation bei Suchmaschinen nachhaltig zerstören und muss sie erst wieder mühsam aufbauen. Denn auch Suchmaschinen-Crawler müssen geänderte Links wieder crawlen und die Seiten neu bewerten.

In Büchern und Zeitungen bietet sich der Abdruck von Kurzlinks an. Die lassen sich leichter eintippen und der Verlag kann die dahinterliegende Datenbank (theoretisch) aktualisieren. Für Fachzeitschriften gibt es das sogenannte Digital Object Identifier System, kurz DOI. Wenn man so will, sind DOI-Links der digitale Nachfolger von ISBN und ISSN-Nummern. Wir verwenden sie bei Nachrichten und Fachartikeln, wo immer es geht. Hier ist es interessant, dass manche Universitäten damit noch nicht vertraut sind und die direkten Links zu den Seiten der Fachzeitschriften in ihren Pressemeldungen verschicken. Wir korrigieren das gegebenenfalls, denn DOI-Links bleiben für alle Zeit unverändert und ersparen uns spätere Korrekturarbeiten.

Tim Berners-Lee hat uns Ende 1990 die allererste Webseite geschenkt. Sie hatte neben ein bisschen Text und ein paar Formatierungen die ersten 25 Links der Internet-Geschichte. Sie funktionieren auch heute noch, weil es nur interne Verweise sind und die Seite nie geändert wurde. Leider kann es kein System geben, dass bei der Änderung einer URL alle externen Links korrigiert. Denn dafür bräuchte man Zugriff auf fremde Webseiten und mit einem solchen Mechanismus könnte natürlich auch eine Menge Unfug und Illegales betrieben werden. Immerhin sind die meisten Content-Management-Systeme heute so schlau, geänderte Links seitenweit zu aktualisieren. Eigentlich sollte es defekte interne Links daher kaum noch geben, aber man stolpert immer noch regelmäßig darüber ... leider auch bei uns auf der Webseite.

Autor:  

Dr. Torsten Beyer

Dr. Torsten Beyer


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