17.09.2020
Cookie-Banner nerven Webseiten-Besucher!
- Pixabay [CCO]
Medien-Webseiten leben von Werbeeinnahmen und wollen daher ihren Besucher als Preis für die kostenlose Nutzung der Angebote bestmöglich personalisierte Werbung einblenden, um damit wenigstens etwas Geld zu verdienen. Da leuchtet es vielleicht noch ein, dass diese Unternehmen möglichst viele Cookies setzen und nutzen wollen.
Aber was zum Beispiel auf der Seite kicker.de alles an Aus- und Abwahlmöglichkeiten angeboten wird, ist schon paradox. Und das ist kein Einzelfall. Kein normaler Nutzer wird sich das jemals im Detail durchlesen und konfigurieren! Er wird dann lieber gleich alle Cookies deaktivieren bzw. nur die notwendigen zulassen!
Auch viele Unternehmen bauen diese Banner inzwischen auf Ihren Webseiten ein und nerven damit jeden Besucher. Stellen Sie sich vor, sie laden zu einer Gartenparty ein und jeder Besucher muss vor dem Betreten ihres Hauses einen Fragebogen ausfüllen, in dem genau steht, was er machen darf und was nicht (z.B. Schuhe ausziehen, WC nur im Sitzen benutzen, nicht rauchen). Das erfreut sicher nur die wenigsten Gäste!
Zumeist geht es auf Webseiten um die Nutzung von Google Analytics oder die Einbindung von Social-Media-Inhalten wie beispielsweise YouTube-Videos. Man könnte solche externen Inhalte einfach nur verlinken. Google Analytics lässt sich für Standardanwendungen sogar komplett ohne Cookies betreiben - und das absolut DSGVO-konform!
Oft halten die verwendeten Consent-Banner auch keiner juristischen Prüfung stand, da entweder schon eine Vorauswahl getroffen wird, bestimmte Einstellung hervorgehoben werden oder dem Nutzer nicht in einfachen Worten dargelegt wird, was bestimmte Einstellungen bedeuten. Wissen Sie was "transiente Cookies" sind? Ich musste das auch googeln. Solche Cookies sind in der Regel harmlos und zum fehlerfreien Betrieb der Webseite erforderlich.
Auch können viele Webseiten ohne eine Zustimmung zum Setzen von Cookies weiter genutzt werden, weil die Consent-Banner als Pop-Up am Seitenanfang oder -ende einfach nur angezeigt werden. Das ist ebenfalls illegal, das heißt man könnte es auch gleich lassen und würde so die Seitenbesucher nicht unnötig damit nerven. Aber Vorsicht, das ist natürlich kein ernst gemeinter Ratschlag, weil jedem Unternehmen Ungemach droht, dass Cookies nicht rechtskonform nutzt und die Besucher in der Datenschutzerklärung entsprechend darüber informiert.
Abmahnvereine und Behörden knöpfen sich aktuell die großen Medienportale vor, aber irgendwann wird auch das Labor XYZ ins Visier geraten. Und das kann teuer werden! Ein geübtes Auge sieht Verstöße in einer Minute und man kann sie auch automatisiert aufspüren, da der Quellcode der Webseite jedem offen steht und späteres Leugnen zwecklos ist.
Wenn wir unsicher sind, verhalten wir uns instinktiv wie andere in unserem Umfeld. Und wenn unser Mitbewerber plötzlich ein Consent-Banner auf seiner Webseite hat, dann lassen wir das auch von unserer Agentur realisieren oder basteln selbst etwas, damit wir scheinbar vor Abmahnungen sicher sind. Dieses Verhaltensmuster nennt man Schwarmintelligenz und sie ist oft ganz nützlich im Tierreich, wenn wir an Vogel- oder Fischschwärme denken, die im Kollektiv Gefahren besser ausweichen können. Wenn Orcas sich zum Jagen verabreden nutzen sie aber genau dieses Verhalten und treiben ganze Schwärme in das geöffnete Maul ihrer Mitjäger.
Unter der menschlichen weit verbreitet ist allerdings auch eher die Schwarmdummheit, wenn viele plötzlich in den Sozialen Medien falschen Propheten nachlaufen oder den falschen Quellen trauen. Etwas nachmachen, ohne nachzudenken, ist selten klug, höchstens bei akuter Gefahr. Bei Consent-Bannern sehen viele Firmenverantwortliche nur die Gefahr von Abmahnungen, aber niemand denkt an die negativen Erlebnisse der Seitenbesucher oder überlegt, welche Alternativen es vielleicht geben könnte. Oder wie der Autor und Maler Elmar Schenkel richtig festgestellt hat:
Alle reden von der Schwarmintelligenz und vergessen, was viel wichtiger ist: die Schwarmdummheit.
Elmar Schenkel (*1953)
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» Definition "Kollektive Intelligenz"
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