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20.05.2024

12.11.2018

Konzept zum Umgang mit Umwelthormonen aktualisiert

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Die Europäische Kommission hat ihre Zusage bekräftigt, Bürger sowie die Umwelt vor gefährlichen Chemikalien zu schützen. In ihrer Mitteilung dazu wird dargelegt, mit welchen Maßnahmen sie sicherstellen will, dass der Ansatz der EU auch weiterhin der modernste und zweckmäßigste weltweit ist.

Mit der Mitteilung kommt die Kommission ihrer Verpflichtung aus dem letzten Jahr anlässlich der Ausarbeitung der Kriterien zur Identifizierung endokriner Disruptoren bei Pflanzenschutzmitteln und Bioziden in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten nach. Sie trägt ferner den Bedenken vonseiten des Europäischen Parlaments und des Rates Rechnung und baut auf dem 7. Umweltaktionsprogramm auf.

Der EU-Kommissar für Umwelt, Meerespolitik und Fischerei, Karmenu Vella, erklärte hierzu: "Mit dieser Mitteilung bekräftigt die Kommission, dass sie endokrine Disruptoren sehr ernst nimmt und entschlossen ist, noch mehr dafür zu tun, die Exposition der Bürger und der Umwelt gegenüber diesen Chemikalien zu minimieren."

"Mit der neuen Strategie bringen wir unseren festen Willen zum Ausdruck, eine umfassende, einheitliche Regelung für endokrine Disruptoren in einer größeren Zahl von Bereichen zu schaffen. Ich freue mich, dass wir uns auf die Arbeit stützen können, die bereits im Rahmen der Verordnungen über Pflanzenschutzmittel und Biozide in Bezug auf Kriterien zur Identifizierung endokriner Disruptoren geleistet wurde und die auf der Definition der Weltgesundheitsorganisation fußt", unterstrich der für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zuständige Kommissar Vytenis Andriukaitis.

Die Kommissarin für Binnenmarkt und Industrie, Elzbieta Bienkowska, äußerte sich wie folgt: "Mit unseren umfassenden Rechtsvorschriften über chemische Stoffe und kosmetische Mittel konnten wir bereits eine deutliche Verringerung der Exposition gegenüber endokrinen Disruptoren und anderen gefährlichen Stoffen für unsere Bürger erreichen. Heute gehen wir noch einen Schritt weiter bei unseren Bemühungen, diese Risiken zu minimieren und die Sicherheit unserer Bürger zu gewährleisten."

Damit aktualisiert die Kommission ihr Konzept für die kommenden Jahre auf der Grundlage des Wissens-, Ergebnis- und Erfahrungszuwachses in den zwanzig Jahren seit Annahme der Gemeinschaftsstrategie für Umwelthormone.

Der strategische Ansatz der EU im Umgang mit endokrinen Disruptoren wird auch weiterhin fest in den Erkenntnissen der Wissenschaft und im Vorsorgeprinzip verankert sein. Er ist auf folgende Ziele ausgerichtet:

  • Minimierung unserer Gesamtexposition gegenüber endokrinen Disruptoren unter besonderer Berücksichtigung wichtiger Lebensphasen wie Pubertät und Schwangerschaft;
  • schnellerer Aufbau einer umfassenden Forschungsgrundlage mit Blick auf eine wirksame, vorausschauende Beschlussfassung im Rahmen von Horizont Europa, gestützt auf die bestehenden Forschungsarbeiten und mit besonderem Augenmerk auf den Bereichen mit Wissenslücken sowie
  • Förderung eines aktiven Dialogs, bei dem alle Beteiligten Gehör finden und zusammenarbeiten können. Hierzu wird die Kommission ein jährliches Forum zum Thema endokrine Disruptoren veranstalten und internationale Organisationen stärker bei ihren Arbeiten unterstützen.

Die Kommission wird die Rechtsvorschriften über endokrine Disruptoren erstmals einer umfassenden Überprüfung in Form einer Eignungsprüfung unterziehen, die sich auf die bereits erhobenen und ausgewerteten Daten stützt. Dabei wird die allgemeine wissenschaftsbasierte Herangehensweise der EU an das Management von Chemikalien nicht infrage gestellt, sondern bewertet, ob mit den geltenden Rechtsvorschriften der intendierte Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt erreicht wird. Teil der Eignungsprüfung wird auch eine öffentliche Konsultation sein.

In der Anfang November 2018 angenommenen Mitteilung werden ferner die derzeit erwogenen Initiativen dargelegt, mit denen die Kommission sicherstellen will, dass die bestehenden Politikmaßnahmen betreffend endokrine Disruptoren in vollem Maße umgesetzt werden. Dazu gehören die Identifizierung endokriner Disruptoren, eine bessere Kommunikation entlang der Lieferkette durch Nutzung der Sicherheitsdatenblätter gemäß der REACH-Verordnung und das Vorantreiben der wissenschaftlichen Bewertung endokriner Disruptoren mit Blick auf den Erlass weiterer regulatorischer Maßnahmen.

Hintergrund

Endokrine Disruptoren sind chemische Stoffe, die die Wirkungsweise des Hormonsystems verändern und dadurch die Gesundheit von Mensch und Tier beeinträchtigen.

Die Bedenken gegen endokrine Disruptoren haben seit den 1990er Jahren stetig zugenommen. Nach der Annahme einer Entschließung zu endokrinen Disruptoren durch das Europäische Parlament im Jahr 1998 verabschiedete die Kommission im Dezember 1999 die Gemeinschaftsstrategie für Umwelthormone, auf der seither mit Maßnahmen in den Bereichen Forschung, Regulierung und internationale Zusammenarbeit aufgebaut worden ist.

Die EU hat bereits massiv die Erforschung endokriner Disruptoren unterstützt. Die Zahl der geförderten Projekte beläuft sich auf mehr als 50, und es wurden über 150 Mio. EUR aus den verschiedenen Rahmenprogrammen für Forschung und Innovation bereitgestellt. Im Rahmen des Programms "Horizont 2020" wurden weitere 52 Mio. EUR für Projekte zur Entwicklung von Prüf- und Untersuchungsmethoden zugewiesen.

Darüber hinaus hat die EU auf der Grundlage wissenschaftlicher Bewertungen und im Einklang mit den Bestimmungen der einschlägigen Rechtsakte strenge regulatorische Maßnahmen erlassen, mit denen Bürger sowie die Umwelt vor endokrinen Disruptoren geschützt werden. Spezifische Bestimmungen für den Umgang mit endokrinen Disruptoren sind insbesondere festgelegt in den Rechtsvorschriften über Pflanzenschutzmittel und Biozide, chemische Stoffe allgemein (REACH-Verordnung), Medizinprodukte und Wasser. In den Bereichen Lebensmittelkontaktmaterialien, kosmetische Mittel, Spielzeug und Schutz der Arbeitnehmer am Arbeitsplatz gilt für Stoffe mit endokrinschädigenden Eigenschaften eine Einzelfallregulierung wie im Fall anderer Chemikalien mit gefährlichen Eigenschaften. Auf dieser Grundlage wurden zahlreiche Stoffe mit endokrinschädigenden Eigenschaften verboten, oder es wurde die Exposition gegenüber diesen Stoffen auf ein Minimum reduziert, soweit technisch und praktisch möglich.

Außerdem unterstützt die Kommission die einschlägigen internationalen Organisationen bei ihren Arbeiten, insbesondere die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Hinblick auf Prüfmethoden, und sie steht in bilateralem Austausch mit internationalen Partnern.

» Mitteilung der Kommission

» Weiterführende Informationen

Quelle: Europäische Kommission