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29.04.2024

14.03.2024

Molekulares Geheimnis um Litschi-Duft von Weintrauben gelüftet

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Einem Forschungsteam des Leibniz-Instituts für Lebensmittel-Systembiologie an der Technischen Universität München ist es gelungen, erstmals die Geruchsstoffe zu identifizieren, die für die charakteristische Litschi-Note von Trauben der Rebsorte Muscaris verantwortlich sind.

Die neuen Erkenntnisse sind Basis für weitere Studien, die untersuchen, inwieweit die aromarelevanten Verbindungen aus den Trauben in Wein übergehen. Gleichzeitig bieten sie eine wissenschaftliche Grundlage für die gezielte Züchtung innovativer und widerstandsfähiger Rebsorten mit ausgeprägt fruchtigen Aromaeigenschaften.

Im Jahr 1987 von der staatlichen Weinbauanstalt Freiburg gezüchtet, vereint die weiße Rebsorte Muscaris die ausgezeichnete Pilzresistenz der Sorte Solaris mit der intensiven Aromatik des Gelben Muskatellers. Das charakteristische Aroma der Muscaristrauben zeichnet sich durch eine markante, fruchtige Litschi-Note aus, die auch das Bouquet von Muscarisweinen prägt.

Keine Infos zu aromarelevanten Verbindungen

Stephanie Frank, Co-Autorin und Senior Scientist am Leibniz-Institut, teilt mit: "In der Vergangenheit hatten sich bereits mehrere Studien mit der Zusammensetzung von Most und Wein aus Muscaristrauben befasst. Unsere Literaturrecherchen ergaben jedoch, dass es keine Informationen über die geruchsaktiven Verbindungen gibt, die zum typischen Traubenaroma der modernen Rebsorte beitragen."

"Ebenso war bisher unbekannt, welche Geruchsstoffe die Rebsorte Muscaris von der Vatersorte Gelber Muskateller geerbt hat", fügt Erstautor Xingjie Wang hinzu. "Insbesondere interessierte uns dabei der molekulare Hintergrund der einzigartigen Litschi-Note", so der Doktorand am Leibniz-Institut weiter.

Zwei Geruchsstoffe sind entscheidend

Um mehr über die molekularen Hintergründe des besonderen Traubenaromas zu erfahren, führte das Freisinger Forschungsteam umfangreiche Untersuchungen durch. Wie eine vergleichende Aromaextraktverdünnungsanalyse offenbarte, unterscheiden sich Muscaris- und Muskatellertrauben in den enthaltenen geruchsaktiven Verbindungen nur wenig voneinander. Von den 39 bzw. 35 identifizierten Substanzen überschritten 16 die Geruchsschwellenkonzentrationen.

Weiterführende Experimente zeigten schließlich, dass die Kombination von zwei der identifizierten Geruchsstoffe für die ausgeprägte Litschi-Note im Aroma der Muscaristrauben verantwortlich ist. Es handelt sich um die Verbindungen (2S,4R)-Rosenoxid und Geraniol.

"Die Ergebnisse unserer Geruchsstoffanalysen sind wegweisend für die weitere Aromaforschung an Rebsorten wie Muscaris. Die frei verfügbaren Studiendaten eröffnen zudem neue Perspektiven für die Zukunft des Weinbaus, da sich fruchtige Weine einer immer größer werdenden Beliebtheit erfreuen", resümiert Studienleiter Martin Steinhaus, der am Leibniz-Institut die Arbeitsgruppe Food Metabolome Chemistry leitet.

Informationen zu den Rebsorten

Muscaris ist eine relativ neue Weinrebensorte mit intensivem Aroma und guter Resistenz gegen Pilzkrankheiten wie Falscher und Echter Mehltau sowie Botrytis. Muscaris ist früh reifend. Die Trauben bleiben auch bei hohen Mostgewichten grün. Sie eignen sich besonders für die Herstellung von Dessertwein und trockenem Wein. Die Anbaufläche von Muscaris hat in den letzten Jahren zugenommen und erreichte im Jahr 2022 in Deutschland 117 ha. Solaris ist eine 1975 gezüchtete weiße Rebsorte, deren Pilzresistenz auf die asiatische Wildart Vitis amurensis zurückgeht. Tatsächlich wurde nachgewiesen, dass Muscaris eine ähnliche Resistenz gegen Erkrankungen aufweist wie Solaris.

Gelber Muskateller ist eine der am häufigsten angebauten weißen Muskatellersorten. Sie ist griechischen Ursprungs und hat eine lange Anbaugeschichte in Deutschland. Die Pilzresistenz der Sorte ist gering. Sie wird jedoch wegen ihrer intensiven blumigen und fruchtigen Noten sehr geschätzt. Muskatellertrauben werden häufig als Verschnittpartner für andere weiße Rebsorten verwendet, um das Aroma des Weins zu verstärken.

» Originalpublikation

Quelle: Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie