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02.05.2024

07.11.2022

Spektroskopische Untersuchungen von antiken Funden aus der Varusschlacht

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Die Varusschlacht ist ein berühmtes Ereignis der Antike: Im Jahr 9 n.Chr. vernichtete das germanische Heer des sagenumwobenen Arminius mehrere römische Legionen und stoppte damit den Vorstoß der Römer ins damalige Germanien.

Archäologische Ausgrabungen in Kalkriese zeugen von dieser Schlacht im Teutoburger Wald und förderten unter anderem Knochen, römische Militaria und Münzen sowie jüngst eine fast vollständig erhaltene Legionärsrüstung zutage. Zu den besonderen Funden von dem Schlachtfeld gehören auch sechs kleine Glasaugen, kaum größer als Fingerkuppen, manche von ihnen blau, andere schwarz.

Bei DESY wurde sie kürzlich mit der hochintensiven Röntgenstrahlung von PETRA III untersucht, um herauszufinden, was die Römer genau bei der Herstellung ins Glas gemischt haben, um die Färbung zu erreichen. So wurde in diesen ersten Untersuchungen Fluoreszenz- und Absorptionsspektren aufgenommen, um Anhaltspunkten für die farbgebenden Elemente in den Augen zu finden.

Diese geben einen Rückschluss auf die eigentlichen Pigmente, die für die Farbgebung verantwortlich sind. So kam Schwarz offenbar durch einen höheren Eisenanteil zustande, Weiß durch mehr Kupfer, und Blau enthielt überraschend viel Blei und Zink. Das Museum Kalkriese plant seine Zusammenarbeit mit DESY an PETRA III fortzusetzen: Unter anderem, mit speziellen Röntgenmethoden die Prägung auf vollständig korrodierten Münzen wieder sichtbar zu machen und die Korrosionsprozesse im Inneren einer eisernen Halsfessel zu analysieren.

Analyse-Methoden an Synchrotronstrahlungsquellen, vor allem bildgebende Mikroverfahren, eignen sich für die Untersuchungen von Kulturgütern hervorragend: Die zerstörungsfreien Methoden bieten detailliertere Einblicke in den molekularen Aufbau, die Zusammensetzung von Materialien oder deren Anordnung.

All diese Informationen geben Archäologen Informationen und Aufschlüsse darüber, wie und wo einzelne Artefakte hergestellt wurden. Fragestellungen zu Untersuchungen, wie beispielsweise Korrosionsprozesse ablaufen, geben Museen und Kuratoren auch die Möglichkeit kostbare und einmalige Kulturgüter besser zu erhalten.

Quelle: Deutsches Elektronen-Synchrotron (DESY)