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30.05.2024

02.01.2020

Wie sich durch orale Desinfektionsmittel Resistenzen entwickeln

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Antibiotikaresistenzen wurden in den letzten zwei Jahrzehnten vielfach untersucht und öffentlich thematisiert. Deutlich weniger beachtet wurden dagegen Resistenzen gegenüber Antiseptika, lokal wirkenden Desinfektionsmitteln.

Wie solche Resistenzen unter anderem beim Karies-Erreger Streptococcus mutans entstehen und warum es dabei auch zu Antibiotikaresistenzen kommen könnte, erforschen nun Wissenschaftler des Lehrstuhls für Zahnerhaltung und Parodontologie der UR, der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des UKR sowie der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie des Universitätsklinikums Freiburg.

Dabei untersuchen sie an ausgewählten Bakterienarten und an Patientenproben, wie sich Mikroorganismen der Mundflora durch die Behandlung mit Chlorhexidin, dem wichtigsten oralen Antiseptikum, verändern. Die Forscher erhalten für die nächsten drei Jahre eine gemeinsame Förderung in Höhe von 664.000 Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

"Wir wollen verstehen, ob und wie orale Bakterien Resistenzen gegen Chlorhexidin entwickeln. Dabei betrachten wir sowohl das Erbgut, als auch Veränderungen im Stoffwechsel der Bakterien", sagt PD Dr. Fabian Cieplik, Oberarzt der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des UKR. Er leitet das Projekt zusammen mit Professor Dr. Ali Al-Ahmad, Leiter des Bereichs "Orale Mikrobiologie" an der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie des Universitätsklinikums Freiburg.

Chlorhexidin gilt in der Zahnmedizin als wichtigstes Antiseptikum und wird dort vielfach angewendet. Auch in anderen medizinischen Bereichen findet das Antiseptikum intensiven Einsatz. "Eine der Fragen des Projekts ist, ob auch frei käufliche Mundspülungen auf Chlorhexidin-Basis zur Resistenzentwicklung beitragen können", ergänzt Al-Ahmad.

Sind Antibiotika-Resistenzen die Folge von häufigem Einsatz von Chlorhexidin?

Ob Resistenzen gegen Chlorhexidin mit Resistenzen gegen Antibiotika einhergehen, sogenannte Kreuzresistenzen, soll von beiden Forschungsgruppen mit unterschiedlichen Verfahren untersucht werden. "Ziel ist es, in Zukunft gezielt unterscheiden zu können, wann ein Breitband-Antiseptikum Sinn macht und wann besser Alternativen eingesetzt werden", erklärt Cieplik.

Untersuchung von Proben intensiv behandelter Patienten

Außerdem wird mithilfe einer speziellen Erbgut-Untersuchung, der Shotgun-Metagenom-Analyse, geprüft, ob sich die Zusammensetzung der gesamten bakteriellen Mundflora gegenüber Chlorhexidin bei Patienten verändert, die aufgrund oralchirurgischer Maßnahmen das Antiseptikum über einen längeren Zeitraum anwenden müssen.

Quelle: Universität Regensburg