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20.05.2024

28.01.2019

Blutkrebs: Neuer Test erkennt frühzeitig, ob der Krebs zurück ist

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Bei jedem dritten Patienten kehrt Blutkrebs trotz erfolgreicher Knochenmark-Transplantation zurück. Die Gefahr: Der erneute Ausbruch wird oft zu spät erkannt. Ein neuer Bluttest kann das jetzt ändern: Er enttarnt den Krebs schnell und zuverlässig.

Für viele Menschen, die an Blutkrebs erkrankt sind, beginnt nach der erfolgreichen Knochenmark-Transplantation eine ungewisse Zeit des Wartens. Denn bei einem Drittel der Betroffenen kehrt der Krebs trotzdem zurück - man spricht von einem Rezidiv. "Für den Therapieerfolg ist es wichtig, dieses erneute Aufflammen der Erkrankung möglichst früh zu erkennen.

Denn dann können die behandelnden Ärzte die Krebszellen effektiv bekämpfen, bevor sie sich im Körper ausgebreitet haben", erläutert Katharina Fleischhauer. Die Krebsforscherin leitet das Institut für Zelltherapeutische Forschung am Universitätsklinikum Essen.

Gemeinsam mit Dietrich Beelen, dem Direktor der Klinik für Knochenmark-Transplantation am Universitätsklinikum Essen, hat sie in einem vom Bundesforschungsministerium geförderten Forschungsprojekt ein neues Verfahren entwickelt, das die Früherkennung verbessert.

Der Erfolg der Knochenmark-Transplantation für die Therapie von Blutkrebs beruht darauf, dass die Krebszellen ein bestimmtes Eiweiß in ihrer Membran haben. Fachleute sprechen dabei von HLA, dem humanen Leukozyten Antigen. Tragen Krebszellen dieses Antigen in ihrer Hülle, werden sie von den gesunden Blutzellen des Knochenmarkspenders erkannt und zerstört. Die Knochenmark-Transplantation ist also eine Immuntherapie des Blutkrebses. Einige Krebszellen bauen dieses Eiweiß nach der Transplantation allerdings nicht mehr in ihre Hülle ein und unterlaufen somit die Gegenwehr der gesunden Spender-Blutzellen: Der Krebs flammt erneut auf. Diese Art des Krankheitsrückfalls ist als "HLA-Verlust" Rezidiv bekannt.

Bisher konnten HLA-Verlust Rezidive erst in einem späten Stadium erkannt werden, da das Vorliegen einer sehr hohen Anzahl von Krebszellen in der Blutprobe für die Diagnose erforderlich war. Das von der Gruppe um Fleischhauer und Beelen - in Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus Dresden sowie internationalen Experten - entwickelte neue Testverfahren macht nun eine frühe Diagnose des HLA-Verlust Rezidivs möglich.

Eine Blutprobe - ein Test - ein Ergebnis

Der Test basiert auf einer etablierten Methode der Molekularbiologie: der quantitativen Polymerase Kettenreaktion, kurz qPCR. Damit wird im Labor das Erbgut von Zellen analysiert. Mittels einer einfachen Blutprobe können Patienten- und Spender-spezifische HLA Gene untersucht und charakterisiert werden.

"Wir haben mit diesem Test die Möglichkeit geschaffen, schnell und zuverlässig zu bewerten, ob sich ein HLA-Verlust Rezidiv entwickelt hat oder nicht", sagt Katharina Fleischhauer. Für den behandelnden Arzt ist diese Information wichtig, da sie bei der Wahl für die beste Behandlungsmöglichkeit des Rezidivs eine wichtige Rolle spielt.

Neben internationalen Experten haben die Forscher fachübergreifend mit Biologen und Bioinformatikern der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) in Dresden zusammen gearbeitet, um das Verfahren für den Hochdurchsatz anzupassen. Das ist nötig, um Labortests automatisiert für viele Proben gleichzeitig durchführen zu können. Die Methode steht bereits für die klinische Routine zur Verfügung.

Forschende bestimmen Risikofaktoren

In einem nächsten Schritt wollen die Forschenden Risikofaktoren bestimmen, die zu einem HLA-Verlust Rezidiv führen. Dafür untersuchen sie die Leukämie Rezidivproben von mehreren Hunderten Transplantationspatienten, die die Kooperationspartner gesammelt haben und wertet insbesondere die klinischen Behandlungsdaten aus. "Die genauere Kenntnis der Abwehrmechanismen unseres Immunsystems und wie sie zu einem HLA-Verlust Rezidiv beitragen, kann in den kommenden Jahren die Krebstherapie verbessern", ist sich Fleischhauer sicher. "Denn diese treffen nicht nur auf Leukämien zu, sondern sind auch auf viele andere Krebserkrankungen übertragbar."

Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)