Analytik NEWS
Das Online-Labormagazin
20.05.2024

14.06.2016

Wie umweltfreundlich ist Grillholzkohle?

Teilen:


Spätestens wenn im fortschreitenden Jahr die ersten warmen Tage kommen, schlägt einem aus Gärten und öffentlichen Anlagen der allseits bekannte Grillgeruch entgegen. Für viele zählt das Grillen mit Holzkohle, die dem Grillgut einen charakteristischen Geschmack verleiht, zu den Höhepunkten der wärmeren Jahreszeit. Vielleicht mag sich der Eine oder Andere aber mal gefragt haben, inwieweit die Grillholzkohle, die er verwendet, Umweltstandards genügt.

Die beim Grillen entstehenden Emissionen betragen nur ein Bruchteil der Luftverunreinigungen, die bei der klassischen Holzkohleherstellung im Erdmeiler entstehen. Das bedeutet aber nicht, dass der Grillfreund vom schlechten Gewissen gebeugt am Grill stehen muss, wenn er sein Grillgut brutzelt. Ingenieurapparate erlauben eine deutlich umweltfreundlichere Art der Erzeugung von Holzkohle.

Verwendung seit über 38.000 Jahren

Holzkohle wird seit über 38.000 Jahren bewusst verwendet. Die ältesten bekannten Höhlenmalereien, für die Holzkohle als Farbpigment verwendet wurde, lassen diesen Schluss zu. Wann der erste Mensch auf die Idee kam, Holzkohle zur Nahrungsmittelzubereitung zu verwenden, ist nicht bekannt. Da das Berufsbild des Köhlers als anrüchig galt, ist auch nicht bekannt, wann sich dieser Berufszweig etabliert hat. Jemand, der im Wald wohnte und arbeitete, der dort für eine Belastung der ansonsten gesunden Waldluft sorgte, und der ein zwar nützliches, aber eher unansehnliches Produkt erzeugte, schien wohl in den Augen derer, die Schreiben konnten, nicht wert zu sein, dass man seine Tätigkeit und seine Lebensumstände schriftlich fixierte. Fest steht nur, dass der Köhlerberuf auf einer Liste der "ältesten Gewerbe" ziemlich weit vorne landen dürfte.

Emissionen bei der Herstellung

Holzkohle wird durch Pyrolyse - das ist eine Verschwelung unter Luftabschluss - gewonnen. Die heute bekannteste Gewinnung von Holzkohle dürfte die im erdabgedeckten Meiler sein. Dazu wird ein geschichteter Holzhaufen mit Erde bedeckt und im Innern entzündet. Bei der Verschwelung entweicht ein Großteil des im Holz enthaltenen Wassers, sodass die Energiedichte der so entstehenden Holzkohle im Vergleich zum Ausgangsstoff Holz deutlich höher ist. Das erlaubte bereits in der Antike den Metallurgen Temperaturen zu erreichen, die mit einem Holzfeuer normalerweise nicht erreicht wurden. Für die Gewinnung von Eisen ein wesentlicher Vorteil. Für unseren Grillfreund ergibt sich ein weiterer Vorteil. Holzkohle verbrennt ohne sichtbare Flamme, sodass das Risiko, dass das Grillgut die gleiche Farbe wie der Brennstoff annimmt, überschaubar bleibt. Allerdings ist die Brennstoffoptimierung, wie sie durch den Köhlereiprozess erfolgt, mit einem hohen Preis verbunden. Ein Großteil der im Holz enthaltenen Energie verflüchtigt sich im wahrsten Sinne des Wortes. Und nicht nur das: Der bei der Holzkohleherstellung entstehende Rauch enthält neben Wasserdampf und Kohlendioxid eine Vielzahl organischer Verbindungen, die man lieber nicht in der Luft wissen möchte. Das ist aber noch nicht alles. Schwerflüchtige Kohlenwasserstoffe - sogenannte Teere -, die ebenfalls bei der Verschwelung entstehen, kondensieren kurz nach ihrer Entstehung und verbleiben im Boden.

Und wann kommt der Ingenieur ins Spiel?

Bereits im 19. Jahrhundert wurden Apparate entwickelt, die gegenüber der Erdabdeckung deutliche Vorteile aufwiesen. Nicht nur, dass die erzeugte Kohle keine Verunreinigungen durch Erde aufweist, sondern die entstehenden Gase können auch aufgefangen und verwertet werden. So erhöht sich die Energieeffizienz bei der Holzkohleherstellung, während die Umweltbelastung massiv gesenkt wird.

Woran erkennt der Kunde, um welche Kohle es sich handelt?

Grillholzkohle ist, ebenso wie viele andere Dinge des täglichen Lebens, einer Normung unterworfen. Die für Grillbrennstoffe zuständige Norm DIN EN 1860 Teil 2 sagt jedoch nichts darüber aus, wie umweltfreundlich die entsprechende Holzkohle hergestellt wurde. Auch die Form, ob als Holzkohlebrikett oder in Ursprungsform, sagt nicht über die Emissionen bei der Herstellung aus. Vielmehr werden dort Mindestanforderungen bezüglich Kohlenstoffgehalt und - im Falle von Briketts - Zusatzstoffen gestellt. Meist hilft ein Blick auf die Verpackung. Dieser kann man entnehmen (manchmal leider etwas verklausuliert), wo die Holzkohle hergestellt wird. Aus dem außereuropäischen Ausland importierte Holzkohle wird häufig auf die traditionelle Art und Weise, oft unter Verwendung von Tropenhölzern, erzeugt.

Quelle: Verein Deutscher Ingenieure (VDI)