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20.05.2024

01.06.2015

Enzymatisch wirksame DNA gegen asthmatische Beschwerden

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Ein völlig neuartiger Wirkstoff aus Marburg hat sich als wirksam gegen allergisches Asthma erwiesen. Das berichtet ein Autorenteam um den Marburger Mediziner Professor Dr. Harald Renz von der Philipps-Universität Marburg. Demnach schwächten sich die Beschwerden von Asthmapatienten um bis zu 34 Prozent ab, wenn sie das Präparat SB010 verabreicht bekamen, das auf einer enzymatisch wirksamen DNA beruht (DNAzym). Der Wirkstoff ist aus jahrelangen Arbeiten von Renz und seinem Team hervorgegangen.

Asthma ist mit zirka 300 Millionen Betroffenen eine der häufigsten Krankheiten weltweit. Auch die Krankheitsfolgen sind oftmals sehr belastend. "Die Therapie schwerer Verlaufsformen des allergischen Asthmas ist zurzeit noch unbefriedigend", erklärt Harald Renz, der das Institut für Laboratoriumsmedizin an der Philipps-Universität Marburg leitet; "dies macht ein neuartiges Therapieprinzip erforderlich". Die Arbeitsgruppe von Renz forscht seit der Jahrhundertwende an einer solchen Behandlungsoption; seit dem Jahr 2007 werden die Arbeiten vom Marburger Biotech-Unternehmen "sterna biologicals" fortgeführt, einer Ausgründung der Marburger Universität.

"Unser Wirkstoff SB010 ist das erste Beispiel einer völlig neuen Wirkstoffklasse, der DNAzyme", erläutert Renz. Darunter versteht man künstliche DNA-Moleküle, die enzymatisch aktiv sind. SB010 hemmt ein Protein, das eine Entzündung auslöst und damit für die typischen Asthmasymptome verantwortlich ist.

In der jetzt erfolgreich abgeschlossenen Studie wurde die Wirksamkeit des neuen Therapeutikums untersucht. Die Studie wurde als randomisierte Doppelblindstudie an sieben deutschen Zentren unter der wissenschaftlichen Leitung von Professor Dr. Norbert Krug durchgeführt, dem Ärztlichen Direktor am Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin (ITEM) in Hannover. Eine 28-tägige Behandlung mit SB010-Inhalationen führte zu einer signifikanten Verbesserung der Lungenfunktion. Das Präparat erwies sich außerdem als sicher und gut verträglich.

"Nach neuesten Forschungsergebnissen ist davon auszugehen, dass etwa 50 Prozent aller Asthmatiker unter allergischem Asthma leiden", hebt Studienleiter Krug hervor. "Weitere klinische Untersuchungen zu SB010 mit größeren Patientengruppen mit Asthma halte ich für äußerst sinnvoll", führt der Mediziner aus.

Zeitgleich mit der Veröffentlichung im "New England Journal of Medicine" präsentierten Renz und Kollegen die Ergebnisse der Studie auf der diesjährigen internationalen Jahrestagung der "American Thoracic Society" in Denver, USA.

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Quelle: Universität Marburg