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20.05.2024

05.12.2013

Ausbildung von Chemielaboranten in Zeiten des Kreditpunktesystems ECVET

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Das EU-Projekt Chemlab II ermöglicht mit dem European Credit System for Vocational Education and Training (ECVET) eine länderübergreifende
Zusatzqualifikation für Chemielaboranten in Deutschland, Georgien, Griechenland, Polen und der Türkei.

Bis zur Abschlussveranstaltung am 28.11.2013 haben die Partner des EU-Projektes Chemlab II ("European Apprenticeship Training for Chemical Laboratory Technicians") viel erreicht: Mittels ECVET können Auszubildende zum Chemielaboranten in den Partnerländern an verschiedenen Modulen teilnehmen und dabei nicht nur neue Kenntnisse und Fertigkeiten, sondern auch interkulturelle Erfahrungen sammeln. Darüber hinaus erhalten sie nach bestandener Prüfung eine von der Industrie- und Handelskammer ausgestellte Zertifizierung für eine Zusatzqualifikation.

Ziel des EU-Projektes war es, sowohl dem Fachkräftemangel in der europäischen Chemiebranche als auch der erheblichen Jugendarbeitslosigkeit entgegenzuwirken. Dafür förderte die Europäische Kommission Chemlab II im Programm Lebenslanges Lernen "Leonardo da Vinci" seit November 2011 mit rund 280.000 Euro. Koordinator des Projektes ist Dr. Thomas Letzel, Leiter der Analytischen Forschungsgruppe am Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft der Technischen Universität München. Die Bayerische Forschungsallianz wirkte intensiv bei der EU-Antragstellung mit und unterstützte Chemlab II im weiteren Verlauf bei der Öffentlichkeitsarbeit.

Schlüssel zum Erfolg für Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Chemiebranche

In Deutschland ist die Ausbildung zum Chemielaboranten aufgrund des dualen Systems stark national geprägt. Damit sind Arbeitnehmer in diesem Bereich häufig auf den deutschen Arbeitsmarkt beschränkt. In anderen europäischen Ländern gibt es kein duales System und die Ausbildungsformen sind sehr unterschiedlich. Praktisch und theoretisch ausgebildete Chemielaboranten fehlen daher der dortigen Industrie. Als Ausweg sah Chemlab II ein EUweites und zertifiziertes duales Ausbildungssystem, also ein Programm nach deutschem Vorbild, das Schule und praktische Bildung in einem Unternehmen kombiniert. Auf diese Weise können die Auszubildenden theoretische, praktische und internationale Kenntnisse erwerben.

Die ECVET-Module in den Partnerländern

Zusätzlich zum dualen Ausbildungssystem entwickelte Chemlab II mittels des Kreditpunktesystems ECVET verschiedene standardisierte Module. Ähnlich wie das universitäre ECTS (European Credit Transfer System) soll es das Sammeln von Punkten für diese Lerneinheiten ermöglichen. Das Erwerben von neuen Fertigkeiten und nicht die Lehrzeit stehen dabei im Mittelpunkt. Im Lauf der vergangenen zwei Jahre hat Chemlab II Module in allen beteiligten Partnerländern realisiert. So führte Deutschland Module zum Thema Lebensmittelanalytik durch, Griechenland und Georgien zur Umweltanalytik, die Türkei zur Wasseranalytik, und Polen bot Kosmetikanalytik an. Das erste Modul absolvierten die angehenden Chemielaboranten in ihrem Heimatland, das zweite in einem Partnerland. Auf diese Weise konnten jeweils zwei deutsche Auszubildende an den Modulen in Griechenland, der Türkei und Polen teilnehmen. Dort sammelten sie nicht nur Erfahrungen im Labor, sondern auch interkulturelle Kompetenzen, die ihre Arbeitsmarktchancen weiter verbessern.

Zertifizierung durch die Industrie- und Handelskammer

Um die gesammelten ECVET-Punkte noch weiter aufzuwerten, entwickelte die Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern gemeinsam mit den beteiligten Universitäten eine zusätzliche Zertifizierung. Diese erlaubt es den Auszubildenden eine Zusatzqualifikation zu erwerben. Das Verfahren war dabei wieder länderübergreifend; unabhängige, externe Prüfer der Industrie- und Handelskammer führten den Test durch. In einem Folgeprojekt sollen die ECVET-Module von Chemlab II, zusätzliche Module und die Zertifizierung in die nationalen Bildungssysteme der teilnehmenden und weiterer Länder integriert werden. "Damit möchten wir den angehenden Chemielaboranten noch weitere berufliche Chancen eröffnen", so Dr. Thomas Letzel.

Quelle: Bayerische Forschungsallianz