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30.05.2024

10.01.2013

Investoren für Molekulardiagnostik von Sepsis gesucht - Diagnostik-Unternehmen SIRS-Lab insolvent

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Das Jenaer Biotechnologie-Unternehmen SIRS-Lab hat Insolvenz angemeldet. Das vor zehn Jahren gegründete Unternehmen entwickelt molekulare Diagnostikverfahren für lebensbedrohliche Infektionen wie Sepsis. An einer solchen Blutvergiftung sterben allein in Deutschland jährlich rund 60.000 Patienten. SIRS-Lab hat dazu ein neues Testsystem entwickelt, das eine schnelle und sichere Erregerdiagnose bietet, eine effektive Therapie ermöglicht und kurz vor der Marktreife steht. Als vorläufiger Insolvenzverwalter führt Rolf Rattunde das Jenaer Unternehmen mit allen 30 Mitarbeitern fort und sucht Investoren.

Ende Dezember hatte die SIRS-Lab GmbH beim Amtsgericht Gera wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenz beantragt, da sich die öffentlichen und privaten Gesellschafter nicht über die weitere Finanzierung einigen konnten. Am 7. Januar bestellte das Amtsgericht Gera Rechtsanwalt Rolf Rattunde von der Erfurter Kanzlei Leonhardt zum vorläufigen Insolvenzverwalter.

"SIRS-Lab hat ein innovatives Diagnoseverfahren für Sepsis, auch bekannt als Blutvergiftung, entwickelt. Ende letzten Jahres konnte eine aktuelle klinische Studie zur Wirksamkeit des neuen Erregertests erfolgreich abgeschlossen werden. Für die Markteinführung des Tests sind aber noch weitere Investitionen nötig, auf die sich die bisherigen Gesellschafter nicht einigen konnten. Deshalb suchen wir jetzt kurzfristig Investoren für dieses sehr interessante Diagnostik-Unternehmen. Da auch erste Gespräche mit der Geschäftsleitung, den Mitarbeitern und anderen Beteiligten zuversichtlich stimmen, führe ich das Unternehmen weiter. Die Gehälter der 30 SIRS-Lab-Mitarbeiter sind zunächst über das Insolvenzausfallgeld gesichert", so Prof. Rolf Rattunde von der Kanzlei Leonhardt in Erfurt.

Neben neuartigen Testsystemen zur Früherkennung lebensbedrohlicher Infektionen entwickelt und vermarktet SIRS-Lab auch Technologien zur Leistungssteigerung von molekularen Tests in vielen Anwendungsgebieten. Dazu zählt eine patentierte Technologie, um die Sensitivität von molekularen Erreger-Assays zu steigern, die bei Blutbahn-Infektionen angewendet werden.

Bei einer Sepsis reagiert das Immunsystem übermäßig auf Erreger in der Blutbahn und bedroht dabei den gesamten Organismus. Weltweit sterben täglich 1.400 Menschen an einer solchen Sepsis. Sie ist die Haupttodesursache in Krankenhäusern und verursacht mit Abstand die höchsten Kosten in der Intensivmedizin. Entscheidend für das Überleben von Patienten ist eine schnelle und gezielte Antibiotika-Therapie. Grundlage dafür sind Informationen über die verursachenden Erreger. Die derzeitigen Standard-Methoden zum Nachweis der Erreger arbeiten mit Blutkulturen, die erst nach zwei bis drei Tagen ein Ergebnis liefern und das nur in 15 Prozent aller Sepsis-Fälle. Mit dem von SIRS-Lab entwickelten molekularbiologischen Verfahren kann innerhalb von sieben Stunden die Frage geklärt werden, welche Erreger und Resistenzen im Blut sind. So kann die Sepsis-Behandlung optimiert und eine effektive und frühzeitige Therapie eingeleitet werden. Die Behandlungszeiten von Patienten können damit reduziert, die Kosten gesenkt und das Aufkommen resistenter Keime gebremst werden. Ende letzten Jahres konnte eine umfangreiche klinische Studie erfolgreich abgeschlossen werden, an der 1.000 Patienten in 13 deutschen klinischen Zentren teilnahmen. 2008 wurde SIRS-Lab mit dem mitteldeutschen Innovationspreis ausgezeichnet und 2009 mit einem europäischen Preis für molekulare Diagnostik.

Quelle: SIRS-Lab GmbH