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20.05.2024

21.01.2010

Erster "Swiss Nanotech Report" vorgestellt: Schweiz spielt führende Rolle in der Nanotechnologie

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Der "Swiss Nanotech Report 2010" liefert erstmals einen umfassenden Überblick über die aktuellen Entwicklungen im Nanotech-Bereich am Wirtschafts- und Forschungsstandort Schweiz. International gehört die Schweiz zu den innovativsten Ländern in diesem Bereich. Der Bericht, an dem auch die Empa beteiligt war, gibt Einblick in hiesige Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung, Technologietransferaktivitäten, wirtschaftliche Umsetzung sowie Finanzierungsmöglichkeiten.

Ob Sonnenschutz-Cremes, Computerchips oder Beschichtungen für Autos oder Brillengläser - Innovationen aus den "Nano-Labors" beeinflussen unseren Alltag immer stärker. Für die Schweizer Wirtschaft spielt diese neue und wachstumsstarke Technologie daher eine zunehmend wichtige Rolle, gilt doch die Nanotechnologie als Zukunftsbranche mit enormem wirtschaftlichem Potential. Voraussetzung hierfür ist ein effizienter und möglichst reibungsloser Wissens- und Technologietransfer (WTT) aus den Labors in die Industrieunternehmen, ein Prozess, der gerade für die Empa von zentraler Bedeutung ist.

Internationale Spitzenreiterrolle der Schweiz hinsichtlich Innovationen

Ziel des "Swiss Nanotech Reports" war es, erstmals ein möglichst umfassendes Bild der Schweizer Nanotech-Landschaft zu vermitteln. Im internationalen Vergleich gehört die Schweiz zu den innovativsten Ländern im Bereich Nanotechnologie: Allein im Jahr 2006 wurden hierzulande zehn "Nano"-Erfindungen pro Million Einwohner zur Patentierung angemeldet. "Dies verdeutlicht einmal mehr die hohe Innovationstätigkeit des Forschungsstandorts Schweiz, die in den letzten Jahren stark angewachsen ist", so Heinz Müller vom Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum in Bern, einem der Initiatoren des Berichts.

Als einer der Pioniere hat die Schweiz das enorme Potential und den großen volkswirtschaftlichen Nutzen der Nanotechnologie frühzeitig erkannt und gefördert. Dabei mag es eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben, dass die Schweiz eine lange Tradition im Bereich der Herstellung von Uhren und anderen Präzisionsinstrumenten hat, die mit einem Faible für kleine Strukturen einhergeht. In den 1980er Jahren wurden die Voraussetzungen für die spätere Nanotechnologie ebenfalls in der Schweiz geschaffen - am IBM-Forschungslaboratorium in Rüschlikon. Dort entwickelten Gerd Binnig und Heinrich Rohrer das Rastertunnelmikroskop, wofür die beiden Forscher 1986 dem Physik-Nobelpreis erhielten.

Gute Ausgangslage im Forschungs- und Anwendungsbereich

Kennzeichnend für die Nanotechnologie ist, dass es sich um einen sehr interdisziplinären Forschungsbereich handelt. Innovative Anwendungen aus dem Nanotech-Bereich beschränken sich bei weitem nicht auf eine Branche, im Gegenteil: So können Nano-Strukturen beispielsweise dazu genutzt werden, einen effizienteren Gebrauch der Solarenergie zu ermöglichen, eine bessere Wasserreinigung zu bewerkstelligen oder auch zu einer präziseren Diagnostik im Gesundheitswesen beitragen - Anwendungen also, die ganz unterschiedliche Märkte und Branchen betreffen. Immer mehr kommerziell erfolgreiche Produkte weisen inzwischen Nano-Bestandteile auf. Der volkswirtschaftliche Nutzen dieser Technologie steht bereits jetzt außer Frage und dürfte künftig noch an Bedeutung gewinnen.

Um die Überführung der neusten Erkenntnisse und Technologien aus den Forschungslabors in neue Produkte auch weiterhin zu gewährleisten, ist eine möglichst enge Zusammenarbeit zwischen Forschungsinstitutionen wie der Empa und Industriepartnern notwendig. Der Empa-Beitrag zum "Swiss Nanotech Report" beleuchtet dann auch gerade den Wissens- und Technologietransfer. "Drei Dinge sind dabei aus unserer Sicht wesentlich: attraktive Plattformen, die den Kontakt zwischen Forschern und Industriepartnern erleichtern, eine ganzheitliche Sicht, die die vielfältigen Ausprägungen des Technologietransfers über Projekte, Lizensierungen, Weiterbildung und vieles mehr einschließt sowie klare Kooperationsmodelle", sagt Gabriele Dobenecker, Leiterin Marketing, Wissens- und Technologietransfer an der Empa und eine Mitautorin des Reports.

Zudem hat die Schweiz auch früh damit begonnen, sich mit den möglichen Auswirkungen der Nanotechnologie auf Gesundheit und Umwelt zu beschäftigen. So untersuchen Empa-Forscher mögliche Auswirkungen von freien Nanopartikeln auf menschliche Zellen und Gewebe, aber auch auf verschiedene Ökosysteme und engagieren sich in der öffentlichen Debatte über die "Pros und Cons" der Nanotechnologie. Eines ist klar: Für die Weiterentwicklung von Nanotech-Anwendungen sind ein verantwortungsbewusster Umgang mit der noch jungen Technologie sowie eine breite gesellschaftliche und politische Akzeptanz unerlässlich.

Quelle: Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA)