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20.05.2024

09.10.2009

Baden-Württemberg einziges Weinbau-Bundesland ohne akkreditierte Kontrolllaboratorien

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So mancher Weinkenner schwärmt vom "Württemberger" als dem besten der deutschen Weinanbaugebiete. Wie ist es aber wirklich mit dessen Qualität bestellt, fragt man sich nicht nur im Lebensmitteleinzelhandel. Baden-Württemberg ist nämlich das einzige der deutschen Weinbaubundesländer, dessen amtliche Wein- und Sektkontrolllaboratorien nach wie vor nicht den international anerkannten und normierten Qualitätsstandard für Prüflaboratorien praktizieren.

Dahingehend seitens des Deutschen Verbandes Unabhängiger Prüflaboratorien (VUP) auf Veranlassung des Lebensmitteleinzelhandels hin befragt, versteckt sich das zuständige Ministerium in seinem Antwortschreiben hinter der Feststellung "weder nach europäischem noch nach nationalem Recht sei die Akkreditierung des Qualitätsmanagements der Kontrolllaboratorien nach DIN EN ISO/IEC 17025 vorgeschrieben" und stellt für seine beiden Stellen in Weinsberg und Freiburg heraus: "Die in Baden-Württemberg zuständigen Stellen ... agieren ... auch ohne förmliche Akkreditierung nach den etablierten Regeln der Qualitätssicherung".

"Wir zweifeln diese Behauptung keinesfalls an", kommentiert der VUP. Qualitätsmanagement sei in allen seriösen Laboratorien selbstverständlich und basiere auf freiwilliger Initiative. Es sei jedoch seit Jahren nicht nur in der Lebensmittelbranche und bei deren Kontrollbehörden internationaler Standard, dieses Qualitätsmanagement von einer unabhängigen, externen Stelle überprüfen zu lassen. Hierzu gebe es die Norm DIN EN ISO/IEC 17025. Wer diese erfüllt, sei im Branchenjargon "akkreditiert". Diese Akkreditierung bescheinigt dem Labor nicht nur die notwendige Fachkompetenz, sie stelle die Nachvollziehbarkeit der Analyseergebnisse sicher, vor allem aber dokumentiere sie die Unabhängigkeit des Prüflabors.

Die Bundesländer hatten diese Notwendigkeit der externen Überwachung des Qualitätsmanagements erkannt und eigens zu diesem Zwecke bereits Mitte der 90er Jahre zwei staatliche Akkreditierungsstellen in Wiesbaden und Hannover eingerichtet.

Es sei daher nur schwer verständlich, warum sich ein Land, dass sich sonst gerne als High-tech-Standort präsentiert, ausgerechnet in einem Segment des Verbraucherschutzes dem aktuellen Stand der Technik verschließt. Erst im Juli 2009 hatten die Bundesländer im Bundesrat herausgestellt: Akkreditierung, besonders bei den Kontrollen im Verbraucherschutz, sei Ländersache ! "Wir hätten erwartet, dass bei einer derartigen Feststellung alle Bundesländer mit gutem Beispiel voran gehen", kommentiert der Verband.

Nachdenklich stimmt den VUP auch der Hinweis im Antwortschreiben des Stuttgarter Ministeriums: Im Rahmen der amtlichen Qualitätsprüfung müsse der Antragsteller der Kontrollbehörde zudem Untersuchungsbefunde über eine Vielzahl von Inhaltsstoffen vorlegen. Diese Befunde würden oft von kleinen, regionalen Weinchemikern erstellt, die leider ebenso, meist aufgrund ihrer Unternehmensstruktur über keine derartige Akkreditierung verfügen, entgegnet der VUP.

Quelle: Verband Unabhängiger Prüflaboratorien (VUP)