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15.05.2024

07.11.2007

Analytik Jena erwirbt Mehrheitsbeteiligung an eBiochip Systems GmbH

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eBiochip ist ein im Jahr 2000 aus dem Fraunhofer Institut für Siliziumtechnologie hervorgegangenes Unternehmen, dessen Kernkompetenz die Entwicklung und Produktion von miniaturisierten analytischen Messsystemen mit elektrischen Biochip-Arrays sowie von automatischen Vorrichtungen zur Aufbereitung biologischer Proben ist. Analytik Jena übernahm rückwirkend zum Beginn des Geschäftsjahres (01.10.2007) 70,0 Prozent der Geschäftsanteile von eBiochip auf Basis eines Cash/Share-Deals. Beide Seiten vereinbarten Stillschweigen über die Höhe des Kaufpreises. Die restlichen Anteile verbleiben beim Gründer der Gesellschaft Dr. Rainer Hintsche, der auch weiterhin die Geschäftsführung von eBiochip wahrnimmt.

Dr. Hintsche, der zu den renommierten internationalen Wissenschaftlern auf diesem Spezialgebiet zählt, wurde für seine Entwicklungen in der Biochiptechnologie u.a. mit dem Philip-Morris Preis, dem European Grand Prix of Innovation und dem Deutschen Zukunftspreis für Technik und Innovation ausgezeichnet.

"eBiochip nutzt einen sehr innovativen Ansatz elektrisch auslesbarer Biochips", sagte Klaus Berka, Vorstandschef von Analytik Jena. "Wir glauben, dass diese Technologie auf dem Wachstumsfeld der Proteinanalytik und in der molekularen Diagnostik eine interessante und konkurrenzfähige Alternative zu andern am Markt verfügbaren Systemen darstellt. Erfreulich ist, dass die Systeme von eBiochip in ihrer Entwicklung bereits weit fortgeschritten sind und die Vermarktung in Kürze beginnen kann. Besonders erwähnenswert ist auch, dass sowohl technologisch, als auch bei der Probenvorbereitung Synergien zum Bereich bio solutions von Analytik Jena genutzt werden."

Alternative Auslesetechniken für Biochips arbeiten vorzugsweise mit relativ aufwendigen optischen Nachweistechniken. Der Vorteil der elektrischen Biochips besteht darin, dass sie biologische Erkennungsvorgänge auf einem Siliziumchip messen und daher unabhängig von mechanischen Einflüssen oder optischen Eintrübungen sind.

Das Wirprinzip: Aus biologischen Proben mit einer Vielfalt von Eiweißen oder genetischem Material bindet sich ein gesuchtes Zielmolekül an den verschiedenen Fängermolekülen auf einem Chip-Array. Falls ein gesuchtes Molekül gebunden ist, misst die Elektronik ein elektrisches Signal, das direkt in den Computer übertragen wird. Verfahren mit Lichtquellen und optischer Detektion sind bei dieser Technologie nicht notwendig. Auf Basis dieser nanostrukturierten elektrischen Chips, versehen mit biologischen Funktionsschichten in Molekülstärke und integrierter Mikrosystemtechnik, wurden erste Analysegeräte konstruiert und aufgebaut, für die sich vielfältige Anwendungsmöglichkeiten abzeichnen.
Zum "Labor auf dem Chip" werden diese Biochips dann in Kombination mit Ein-Weg-Kartuschen, die die Bevorratung und die Heranführung von Reaktionsflüssigkeiten und Reagenzien an die Sensorflächen erlauben. Sie ermöglichen eine automatisierte Vor-Ort-Analyse für Einsatzkräfte oder schnelle Entscheidungen bei kritischen biologischen Analysen. So können zum Beispiel Nachweise von Antibiotika in Nahrungsmitteln, von Biokampfstoffen oder von Krankheitserregern direkt und flexibel durchgeführt werden. Derartige Systeme von eBiochip werden als Prototypen bereits in einigen Laboratorien Europas als analytische Plattform erfolgreich eingesetzt.
Das größte Zukunftspotenzial wird in der individuellen Anwendung von automatischen Kontroll- und Diagnose-Geräten vor Ort erwartet, deren Handhabung keinerlei Fachkompetenz mehr erfordert. Die eBiochip, die im Fraunhofer Institut für Siliziumtechnologie (ISIT) Itzehoe hervorragende Bedingungen für die Umsetzung der geplanten Entwicklungen vorfand und exklusive Lizenzvereinbarungen zur Nutzung bestimmter Patente mit der Fraunhofer Gesellschaft abgeschlossen hat, wird auch in Zukunft am Standort präsent sein. So können der bestehende Kooperationsvertrag und gemeinsame F&E-Förderprojekte auch weiterhin optimal erfüllt bzw. realisiert werden.

"Die Akquisition von eBiochip ist ein weiterer Schritt in der Umsetzung unserer Strategie zur Komplettierung bzw. Erweiterung unserer Technologieplattformen und damit unseres Know-hows in der Biotechnologie", ergänzt Klaus Berka.

Dr. Hintsche beschreibt seine Erwartung so: "Nach 35 Jahren Arbeit für die biochemische Analytik sehe ich hier eine ebenso breite Entwicklung zur mobilen, personalisierten Anwendung wie vom Großcomputer zum PC und vom Tischtelefon zum Handy. Wenn es uns gelingt, eine geeignete Technologie anbieten zu können, finden wir hier noch fast unbesetzte Märkte. Gemeinsam mit den Unternehmen der Analytik Jena Gruppe sehen wir großes Potenzial bei der Entwicklung und Vermarktung der zukünftigen Produkte. Besonders hervorzuheben sind die Synergiepotentiale für unsere technischen Lösungen z.B. in der Mikrofluidik und Biodetektion."

Quelle: Analytik Jena GmbH+Co. KG