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19.05.2024

17.01.2003

Feuerfester Dämmstoff aus Cellulose

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Damit Stahlträger beim Brand eines Gebäudes möglichst spät erweichen, wurden sie früher mit asbesthaltigem Zement ummantelt. In vielen Staaten ist dies wegen der Gesundheitsgefahren längst verboten. Eine kostengünstige Alternative beinhaltet Cellulose aus Altpapier.

Was passieren kann, wenn beim Brand eines Gebäudes Stahlträger weich werden, ist seit dem Einsturz des World Trade Centers hinlänglich bekannt. Dass in Deutschland - wie den meisten anderen EU-Staaten - für die feuerfeste Ummantelung der tragenden Teile keine asbesthaltigen Stoffe verwendet werden dürfen, ist zumindest Fachleuten aus der Baupraxis als Technische Richtlinie für Gefahrstoffe TRGS 519 bekannt. Ebenso regelt sie die aufwendigen und teuren Vorkehrungen zum Arbeitsschutz, wenn ein Gebäude saniert oder abgerissen wird. Daher suchen Unternehmen nach kostengünstigen Ersatzstoffen, die ähnlich gute Eigenschaften besitzen, jedoch insbesondere bei Verarbeitung und Sanierung nicht so gesundheitsgefährdend sind wie Asbest und einige andere mineralische Fasern. Solche Alternativen zu Spritzasbest entwickelt Wolfgang Christ: "Das Besondere an meiner Erfindung ist, dass als Faseranteil billige Cellulose aus Altpapier eingesetzt wird."

Merkwürdig, zumal Holz und Papier eher als Brennstoff denn als hitzebeständiger Dämmstoff einzustufen sind. Doch es kommt auf die richtige Mischung mit mineralischen Bestandteilen an, wie Christ weiter ausführt: "Verschiedene unbedenkliche Borverbindungen schmelzen beim Brand an und ummanteln die Fasern. Das unbrennbare Gemisch sintert und verfestigt sich weiter, ohne dass die Wärmeisolierung nennenswert abnimmt." Ein besonderer Löscheffekt kann durch optional zugesetzten Graphit erreicht werden. Mit einem handelsüblichen Bindemittel vermischt, ist das Material einfach zu verarbeiten. Es haftet gut - selbst in dickerer Schicht - und schützt gleichzeitig den Stahl vor dem Verrosten.

Derzeit gibt es auf dem Markt noch kein Produkt, das dem Spritzasbest in seinen Eigenschaften derart nahe kommt. Doch existieren bisher erst Labormuster. "Wir suchen daher nach Unternehmen, die in der Lage sind, die Mischung im technischen Maßstab herzustellen", betont Hans-Karl von Engel von der Fraunhofer-Patentstelle PST, der die in drei europäischen Staaten patentierte Erfindung betreut. "Darüber hinaus sollte eine lizensierte Firma in der Lage sein, Logistik und Vertrieb des Produkts zu meistern." Naheliegend also, dass sie bereits in den Geschäftsfeldern Brandschutz oder Bauchemie tätig ist.

Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft