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19.05.2024

16.11.2023

Zwischen Linien und Labyrinthen

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Ordnung und Chaos (Quelle: Pixabay)
Ordnung und Chaos (Quelle: Pixabay [CCO])
Nichts kann existieren ohne Ordnung. Nichts kann entstehen ohne Chaos.
Albert Einstein (1879 - 1955)

Dieses Zitat von Albert Einstein, einem der größten Denker unserer Zeit, der selbst für seinen chaotischen Arbeitsplatz bekannt war, leitet unseren heutigen Beitrag ein: die spannende und dynamische Beziehung bzw. das Zusammenspiel zwischen Ordnung und Chaos. Die Vorstellung von Ordnung beinhaltet Struktur, Stabilität und Regelmäßigkeit, während Chaos das Fehlen von Struktur, Unordnung und Unsicherheit darstellt. Doch paradoxerweise sind sie auch auf eine gewisse Weise miteinander verbunden und können nicht ohne einander existieren.

Ich bin auf diesen Beitrag gekommen, als ich mit rauchendem Kopf schwer am Überlegen war, über welches Thema ich schreiben wollte und mir auffiel, dass die Unordnung auf meinem Schreibtisch, die sich wohl oder übel im Laufe der Woche ansammelt, mich daran hindert, voranzukommen. Denn für mich persönlich ist es wichtig: Um Klarheit im Kopf zu haben, muss es Ordnung in der Umgebung geben. Ein unaufgeräumter und chaotischer Schreibtisch führt bei mir nicht zu Kreativität, sondern zum absoluten Stillstand. In meinem Kopf bricht Stress, Hektik und Nervosität aus, weil ich nicht weiß, wo ich anfangen soll, um meine Aufgaben zu bewältigen. Sobald ich aber beginne, meinen Schreibtisch und meine To-Do-Liste zu organisieren, stellt sich wie von selbst Ruhe und Gelassenheit ein und die Aufgaben erledigen sich fast von alleine. Getreu dem ersten Teil des obigen Zitats.

Ich gehöre nicht zu jenen akribischen Ordnungsliebhabern, die man auf Instagram und Co. trifft, die für jede Socke eine separate Box haben. Aber genauso wenig kann ich etwas mit "Nur das Genie beherrscht das Chaos" anfangen. Eine entspannende Wohnatmosphäre, in der man sich wohlfühlt, wirkt sich auch auf das Gemüt aus. Man wird produktiver, weil man nicht von herumliegenden Dingen abgelenkt wird. Ordnung hat in vielerlei Hinsicht einen positiven Effekt auf unser seelisches Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit.

Das bedeutet aber nicht, dass die andere Seite der Medaille, das sogenannte kreative Chaos keine Daseinsberechtigung hat. Auch wenn ich das absolut nicht nachvollziehen kann, gibt es Menschen, die in einer unordentlichen Umgebung neue Ideen entwickeln bzw. kreativere Ergebnisse erzielen. Äußeres Chaos scheint dazu anzuregen, sich von Traditionen zu lösen, unkonventionell zu denken und bisherige Grenzen zu überschreiten, um neue Möglichkeiten zu entdecken. Es wirkt als Katalysator für persönliches Wachstum. Entsprechend waren und sind viele bedeutende Denker und Köpfe bekennende Kreativchaoten, wie z.B. Sigmund Freud oder Albert Einstein, die die Chancen, die aus der Unübersichtlichkeit erwachsen können, erkannten.

Nun, diese Argumente sind meiner Meinung nach nicht hinreichend, um das absolute Chaos herrschen zu lassen. Chaos ohne Ordnung kann nicht sinnvoll und konstruktiv sein. Ab einem gewissen Punkt überwiegt der Stress der unübersichtlichen Umgebung sicherlich vor der kreativen Inspiration. Denn auch schöpferisches Arbeiten braucht ein gewisses Maß an Struktur. Es gibt chaotische Phasen des Kreativprozesses, die aber dann auch von strukturierten Phasen abgelöst werden sollten, um dem Ganzen einen Sinn zu geben. Zu strikte Ordnungsliebe kann aber ebenfalls einengend sein, wenn man zu viel Zeit damit verbringt, die Wohnung so sauber zu halten, als ob niemand darin wohnte, oder wenn man sich nicht entspannen kann, weil eine Schublade noch nicht perfekt sortiert ist. Zu viel Ordnung birgt die Gefahr der Starrheit und Begrenzung.

Oftmals finden wir die Wahrheit in der Balance zwischen zwei Extremen, und das gilt auch für das Verhältnis zwischen Ordnung und Chaos. Eine aufgeräumte Umgebung entspricht nicht nur unserem gesellschaftlichen Ideal, sondern kann tatsächlich in vielen Fällen Konzentration und Entspannung fördern. Andererseits kann ein gewisses Maß an Unordnung das Gehirn stimulieren, besonders wenn es darum geht, kreativ über den Tellerrand hinauszudenken. Jeder von uns neigt vermutlich in dem Maße mehr zu Ordnung oder Chaos, was unsere innere Einstellung und Persönlichkeit widerspiegelt. Solange wir dabei nicht in Extreme verfallen, die uns selbst oder unseren Mitmenschen das Leben schwer machen, ist dagegen nichts einzuwenden.

Autor: kein Autor


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Herr Dr. Hans-Joachim Block03.12.2023 um 09:05:04

Zitat: "Kleine Geister lieben die Ordnung, große Geister beherrschen das Chaos!"

Verfasser unbekannt, es könnte aber von Einstein sein. Nun könnte man natürlich beleidigt sein, aber dann wäre man wirklich ein "Kleingeist" !




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