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20.05.2024

19.10.2023

Ein Recht auf Essen

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Welthungertag (Quelle: Pixabay)
Welthungertag (Quelle: Pixabay [CCO])
Jedes Jahr findet am 16. Oktober der Welternährungstag statt und erinnert uns an ein fundamentales Menschenrecht: das Recht auf ausreichende und gesunde Nahrung. Leider müssen wir angesichts der neuesten erschreckenden Zahlen weiterhin eher vom Welthungertag sprechen. Dieser Tag, der 1979 von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ins Leben gerufen wurde, soll das Bewusstsein für das weltweite Hungerproblem schärfen.

In einer Welt, in der es sogar einen "Überschuss" von 24 Prozent der weltweit zur Verfügung stehenden Kalorien gibt (Nach dem Dietary Supply-Indikator der Welternährungsorganisation FAO), bleibt es eine traurige Tatsache, dass fast 9 Prozent der Weltbevölkerung an Hunger leidet. Laut dem ehemaligem UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Jean Ziegler, könnte die Weltwirtschaft problemlos 12 Milliarden Menschen ernähren. Das heißt, dass wir eigentlich genug zu essen auf dieser Welt haben. Das Problem ist die ungleiche Verteilung der Ressourcen, Technologien und auch Gelder.

In konkreten Zahlen sind es 735 Millionen Menschen, die weltweit hungern (Quelle: UN-Bericht). Das sind fast eine dreiviertel Milliarde Menschen, die an Hunger oder Unterernährung leiden. Deutlich mehr als vor Beginn der Coronakrise: 2019 lag die Zahl noch bei 613 Millionen. Mehr als die Hälfte dieser Menschen lebt in Asien und ein Drittel in Afrika. Besonders Kinder sind stark vom Hunger betroffen. Jedes Jahr überleben weltweit etwa fünf Millionen Kinder die Mangelernährung nicht. 148 Millionen Kinder unter fünf Jahren sind chronisch mangelernährt. Die Kinder, die die Mangelernährung überleben, tragen meist bleibende Schäden in ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung.

Hauptursachen für den Welthunger sind die Folgen des Klimawandels, Armut, mangelnde Infrastruktur und Kriege und Konflikte. Das Ziel 2 der 17 Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen bis 2030 ist: "Kein Hunger". Es fordert uns auf, den Hunger zu beenden, Ernährungssicherheit zu gewährleisten, nachhaltige Landwirtschaft zu fördern und eine bessere Ernährung sicherzustellen. Wir dürfen nicht zulassen, dass Menschen auf einer Welt, in der eigentlich jeder genug zu essen hätte, an den Folgen von Hunger sterben, erst recht nicht Kinder. Ich finde hier das Zitat von Jean Ziegler treffend, der sagte:

Jedes Kind, das an Hunger stirbt, wird ermordet.
Jean Ziegler (*1934)

Diese Worte sind nicht nur eine Anklage gegen die Ungerechtigkeiten unserer Welt, sondern auch ein dringender Aufruf zum Handeln, denn der Hungertod ist vermeidbar. In einer Zeit, in der die Menschheit zu beispiellosen Höhen der Technologie und des Wissens aufsteigt, ist es unvereinbar, dass Millionen, insbesondere Kinder, ohne das Grundrecht auf Nahrung leben müssen. Unsere tägliche, mehr als ausreichende Versorgung an Essen sollte nicht nur für uns eine Selbstverständlichkeit sein, sondern für jedermann.

Es ist unbestreitbar, dass das Erreichen des Ziels "Kein Hunger" bis 2030 eine kollektive Anstrengung erfordert. Es bleiben nur noch sieben Jahre, um die international festgelegte Frist zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele einzuhalten, und bei "Kein Hunger" sind wir weiter hintendran als bei allen anderen SDGs.

Es geht nicht nur darum, Nahrung bereitzustellen, sondern auch darum, sicherzustellen, dass die Nahrung, die bereitgestellt wird, nahrhaft und für alle zugänglich ist. Es geht darum, die Systeme zu überdenken, die zu Nahrungsmittelverschwendung, ungleicher Verteilung und mangelndem Zugang zu Ressourcen führen. Es ist eine bemerkenswerte Ironie, dass der Handel mit Grundnahrungsmitteln auf den Börsen, der zur Profitmaximierung Weniger dient, in einer Welt fortgesetzt wird, in der Millionen hungern. Angesichts der globalen Ernährungskrise finde ich es zutiefst zynisch und moralisch untragbar.

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Autor: kein Autor


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