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29.05.2024

04.05.2023

Händewaschen nicht vergessen ...

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Bakterien
Bild: pixabay [CCO]
Im Jahr 2009 bestimmte die WHO den 5.5. zum alljährlichen Welttag der Handhygiene. Den 5.5. deshalb, weil er an die 5 jeweils Finger an beiden Händen erinnert. Handhygiene bekam während der Corona-Pandemie besondere Aufmerksamkeit. "Meine Hände haben in letzter Zeit mehr Alkohol gesehen, als meine Leber" wurde vielerorts gescherzt.

Die Pandemie wurde mittlerweile für beendet erklärt und damit verliert auch die Handhygiene wieder an Aufmerksamkeit. Dabei hat sie an Bedeutung nichts verloren.

Heutzutage weiß jedes Kind, dass Viren und Bakterien schlimme Krankheiten oder Infektionen auslosen können. Bevor der Mediziner Robert Koch im Jahr 1876 erstmals erkannte, dass Bakterien die Auslöser sind, glaubten die meisten Menschen - und auch Wissenschaftler - dass Geister, üble Gerüche oder auch Wasser Überträger von Krankheiten und schweren Entzündungen seien. Sauberkeit oder gar Desinfektion galt selbst unter Medizinern als überflüssig. So ist es wenig verwunderlich, dass der Vorreiter der Handhygiene auf Unverständnis und Widerstand stieß.

Der ungarische Arzt Ignaz Semmelweis stellte bereits Mitte des 19. Jahrhunderts fest, dass diejenigen Frauen, die außerhalb der Krankenhäuser und von Hebammen unterstützt ihre Kinder gebaren, deutlich seltener an Kindbettfieber starben, als diejenigen, die von Ärzten, die nebenbei an Leichen übten, betreut wurden. Er schloss daraus, dass die Ärzte selbst die Überträger des Kindbettfiebers sein müssten und wies seine Studenten an, sich vor jeder Untersuchung von Patienten die Hände mit Chlorkalk zu reinigen. Damit senkte er die Sterblichkeit der Mütter von deutlich über 10 Prozent auf unter 2 Prozent. Trotz dieses Erfolgs wurden seine Erkenntnisse von der Ärzteschaft nicht anerkannt. Sie weigerten sich, sich als Überträger statt als Heiler von Krankheiten zu sehen und taten Semmelweis' Erkenntnisse getreu dem Ausspruch des Philosophen Nietzsche:

Was geht mich meine Gesundheit an!
Friedrich Nietzsche (1844-1900)

als Unfug ab. Erst nach dem Tod von Semmelweis setzte sich die Idee der Hygiene durch. Dann aber ging es "Schlag auf Schlag".

Max von Pettenkofer etablierte 1865 in München den weltweit ersten Lehrstuhl für Hygiene, nachdem er herausgefunden hatte, dass sich die grassierende Cholera durch Sauberkeit eindämmen ließ. 1867 setzte der schottische Chirurg Sir Joseph Lister erstmals Karbol zur Wunddesinfektion vor Operationen ein. Die Entdeckung der Milzbrand-, Tuberkulose- und Cholera-Erreger durch Robert Koch brachte letztlich die Verursacher der schweren Krankheiten ans Licht. Kurz zuvor hatten Louis Pasteur und Joseph Lister bewiesen, dass viele der Erreger, auch die, die Kindbettfieber und Sepsis auslösen, durch Abkochen oder Ausglühen unschädlich gemacht werden können. Mit der Entdeckung des Penicillins durch Alexander Fleming im Jahr 1929 schließlich hatte man eine Wunderwaffe gegen durch Bakterien verursachte Entzündungen gefunden.

Mittlerweile werden uns die Grundlagen der Hygiene von klein auf beigebracht, auch wenn wir heutzutage ungefährlichere Desinfektionsmittel als Chlorkalk-Lösung und Phenol nutzen. Trotzdem werden in unseren Breitengeraden missachtete Hygienevorschriften immer wieder zum Problem und in Verbindung mit übermäßigem und falschem Einsatz von Antibiotika ist die Entstehung multiresistenter Keime die Quittung. Und längst nicht überall auf der Welt können gute Hygienestandards eingehalten werden. Viele Menschen haben noch immer keinen Zugang zu sauberem Wasser, einer funktionierenden Kanalisation oder sanitären Einrichtungen.

Aber auch übertriebene Sauberkeit kann uns krank machen. Sie fördert Allergien und Resistenzen von Bakterien. Unsere Gesundheit geht und also sehr wohl etwas an, Herr Nietzsche! Und mit regelmäßigem Händewaschen und gesundem Menschenverstand in Sachen Hygiene können wir sehr viel zu ihr beitragen.

» Website des World Hand Hygiene Day

» Hygienetipps im Alltag

» Über Ignaz Semmelweis

Autor:  

Anke Fähnrich

Anke Fähnrich


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