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20.05.2024

13.04.2023

Zeit für Veränderung - jetzt!

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Ökologischer Fußabdruck
Bild: pixabay [CCO]
Die seit 1996 alle zwei Jahre durchgeführten Studien des Umweltbundesamtes zeigen, dass die Themen Klima- und Umweltschutz den Deutschen trotz Pandemie und anderer Krisen nach wie vor sehr wichtig sind. Allerdings zeigt sich zwischen dem Bewusstsein und dem tatsächlichen Verhalten bei vielen Menschen eine deutliche Diskrepanz. - Vor allem dann, wenn es darum geht, Einschränkungen oder (finanzielle) Nachteile auch in persönlichen Lebensbereichen zu akzeptieren. Hier wird eher das Sankt-Florians-Prinzip angewandt.

Egal, ob es um das Verbot von Einwegplastik, den Ausstieg aus der Atomenergie oder das Ende des Verbrennermotors geht: Mindestens eine betroffene Gruppe deutscher Mitmenschen schreit laut: "Warum das denn? - Das bringt doch eh nichts!" Genauso verhält es sich mit dem Auf- und Ausbau erneuerbarer Energien. Auch hierzu gibt es viele tolle Ideen - aber bitte nicht vor meiner Haustür. Windkraftanlagen oder Solar-Felder zerstören offensichtlich immer nur dann die Landschaft, wenn sie in Sichtweite errichtet werden. Erstaunlich, dass sich z.B. der Braunkohle-Tagebau in der Vergangenheit immer wieder mit neuen Abraumhalden durchsetzen konnte, obwohl dieser die mit Abstand gründlichste Art der Landschaftsveränderung darstellt.

Gerne wird auch argumentiert, dass Deutschland allein ja die Welt nicht retten kann; und warum sollen "wir" denn immer damit anfangen und nicht mal "die anderen". Es stimmt: Deutschland allein kann die Klimakrise nicht stoppen oder auch nur aufhalten. Aber wir können der Welt ein Vorbild sein, in dem wir eine Vorreiterrolle annehmen. Natürlich haben beispielsweise Indien und China einen deutlich höheren Anteil am globalen Schadstoffausstoß, aber diese Länder beherbergen auch deutlich mehr Menschen als Deutschland, so dass sich das Verhältnis mehr als relativiert. Bis einschließlich 2018 lag der CO2-Ausstoß pro Kopf in China unter dem der Deutschen. Indien ist bis heute noch weit davon entfernt.

Gehen wir weiter zurück in die Vergangenheit, stellen wir fest, dass der Wohlstand der Industrieländer wie Deutschland nicht zuletzt dadurch erreicht werden konnte, dass zu Beginn des Industriellen Revolution auf Klimagase keine Rücksicht genommen wurde, weil man sich ihrer Auswirkungen noch nicht bewusst war. Mittlerweile haben wir aber die Gewissheit, dass sie unser Klima und damit auch unseren Wohlstand grundlegend bedrohen. Die Entwicklungs- und Schwellenländer haben folglich nicht mehr die gleichen Voraussetzungen, die Industrialisierung so ungebremst durchzuführen wie Europa und die USA in den vergangenen 150 Jahren, da die Emission von Treibhausgasen sofort und erheblich reduziert werden muss. Ein Umdenken ist alternativlos und wer, wenn nicht die reichen Länder, die bislang vom uneingeschränkten Verbrauch fossiler Energie profitiert haben, sollten denn den Anfang machen? Es wäre doch sinnvoll, mit gutem Beispiel voranzugehen und unsere Erkenntnisse und neue Techniken an diese Länder weiterzugeben, damit sie nicht die gleichen Umweltsünden begehen, wie die Industrieländer in der Vergangenheit.

Ändere die Welt; sie braucht es!
Bertolt Brecht (1898-1956)
titelt ein Gesangsstück aus dem Drama "Die Maßnahme" von Bertolt Brecht. "... und fang sofort damit an!", möchte ich dem noch hinzufügen. Nicht darüber zu lamentieren, wie viele Arbeitsplätze der Ausstieg aus Kohle- und Atomstrom kosten wird, sondern die verloren gegangenen Arbeitsplätze der Solarenergiebranche wieder "aufzuforsten", muss unsere Devise sein. Der Focus muss darauf gelegt werden, nach weiteren Möglichkeiten zur Gewinnung erneuerbarer Energien und mindestens genauso intensiv, wenn nicht noch gründlicher, nach Energie-Sparpotenzialen zu suchen und Rebound-Effekte zu vermeiden.

Der Aus- und Aufruf von Brecht hat es, anlässlich seines 125. Geburtstag in diesem Jahr, sogar auf eine Briefmarke geschafft. Vielleicht wird er auf diesem altmodischen Weg ja sichtbar und dringt in unser Bewusstsein. Kreativität und Erfindungsreichtum waren schließlich jahrzehntelang die Aushängeschilder der deutschen Wirtschaft. Darauf sollten wir uns wieder verlassen, anstatt auf die scheinbar mahnenden, immer düsteren Vorhersagen von Lobbyisten, die in erster Linie bestehende Strukturen und Industriezweige zu ihrem eigenen Vorteil konservieren wollen. Die Themenfelder Energie, Mobilität und wirtschaftlicher Fortschritt werden unter den Aspekten Nachhaltigkeit und Umweltschutz bereits an vielen Forschungsinstituten neu gedacht. Das kann ich in meiner Arbeit als Nachrichtenredakteurin bei Analytik NEWS immer wieder feststellen. Vielleicht können die Lobbyisten ja mal die Seiten wechseln und ihre Netzwerke und Einflussnahme auf erneuerbare Energien und Umweltschutz konzentrieren - ganz im Sinne von Bertolt Brecht.

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Autor:  

Anke Fähnrich

Anke Fähnrich


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