05.04.2023
Gesundheit ist ein Menschenrecht
- World Health Day (Quelle: Pixabay [CCO])
Was bedeutet Gesundheit? Sie ist kein eindeutig definiertes Konstrukt. Spontan würde ich sagen, dass sie individuell und sozial konstruiert ist. Häufig steht sie in Opposition zu Krankheit. Auch hier würde ich sagen, ist der Begriff durch den gesellschaftspolitischen und ökologischen Kontext beeinflusst.
Die WHO beschreibt den Begriff in ihrer Präambel als: "... der Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen. Das Erreichen des höchstmöglichen Gesundheitsniveaus ist eines der Grundrechte jedes Menschen, ohne Unterschied der ethnischen Zugehörigkeit, der Religion, der politischen Überzeugung, der wirtschaftlichen oder sozialen Stellung."
Gesundheit hat dabei für jede und jeden eine andere Bedeutung, sie ist vielfältig und definiert sich für jeden je nach Umstand. Gesundheit bedeutet für mich, die in einem Industrieland lebt, die Gewissheit, im Notfall die notwendige medizinische Versorgung erhalten zu können, in Stresssituationen durchatmen und einen erholsamen Spaziergang machen zu können, zur Arbeit gehen zu können, gesund essen zu können, Sport treiben zu können, und meine seelisch-geistige Gesundheit im Einklang zu meiner körperlichen Gesundheit halten zu können.
Meine Definition von Gesundheit ist für einen Menschen in einem Entwicklungsland wahrscheinlich ein Luxusgedanke. Das kann ich gut nachempfinden, denn vor fast 30 Jahren lebte auch ich in einem Entwicklungsland. Denke ich nun zurück, war meine Definition von Gesundheit zu jenem Zeitpunkt sehr elementar: eine einigermaßen funktionierende medizinische Grundversorgung, genügend Geld für die Gesundheitsversorgung und Zugang zu sauberem Wasser. Diese Definition ist für viele Menschen leider noch immer bittere Realität, denn Gesundheit in Entwicklungsländern ist ein stets gefährdetes Gut.
Rund eine Milliarde Menschen haben keinen Zugang zu einer angemessenen und bezahlbaren Gesundheitsversorgung. Das betrifft vor allem arme und benachteiligte Bevölkerungsgruppen. Besonders gefährdet sind Frauen und Kinder. Einfache Krankheiten wie Durchfall und Lungenentzündung zählen außerhalb unserer industrialisierten Welt noch immer zu den vorrangigen Todesursachen. In den afrikanischen Staaten südlich der Sahara liegt die Lebenserwartung mit 60 Jahren deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt. Krankheiten wie Tuberkulose oder Malaria sind in Entwicklungsländern noch immer weit verbreitet und kosten dort jedes Jahr mehr als zwei Millionen Menschen das Leben.
Daher ist die Relevanz des Weltgesundheitstages des WHO so groß, denn mit ihm ist der Appell an die wirtschaftlich besser gestellten Länder verbunden, den Entwicklungsländern sowohl durch personelle als auch finanzielle Unterstützung und in Zusammenarbeit mit der WHO beim Aufbau eines funktionierendes und flächendeckendes Gesundheitssystem zu helfen.
Gesundheit ist ein Schlüssel zur Erreichung einer nachhaltigen Entwicklung genauso wie die Voraussetzung für ein Leben in Würde. Daher möchte ich mit dem bekannten Zitat des ghanaischen Diplomaten, Generalsekretär der Vereinten Nationen und Friedensnobelpreisträgers, Kofi Anan, abschließen, der sagte:
Gesundheit sollten wir uns nicht nur wünschen, sondern als Recht erkämpfen.
Kofi Annan (1938-2018)
Autor: kein Autor