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19.05.2024

19.03.2020

Quo Vadis?

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Schlechte Nachrichten
Bildausschnitt: Frederick Burr Opper
The fin de siècle [CCO]
Gibt es noch auch noch positive Nachrichten? Selbst mir als Berufs-Optimistin fällt es zunehmend schwer, zwischen Hiobsbotschaften über rasant steigender Ausbreitung von COVID-19 und schwarzem Humor darüber noch Schönes zu entdecken. Ich denke aber, dass sich jeder anstrengen sollte, genau danach zu suchen, um einer Abwärtsspirale des gesellschaftlichen Miteinanders entgegen zu wirken.

Die derzeitig massenweise verschickten Bilder leerer Supermarkt-Regale erzeugen auch bei mir ein mulmiges Gefühl und man ist versucht, nach mehr Päckchen Nudeln zu greifen, als man eigentlich mitnehmen wollte, wenn der Nebenstehende im Supermarkt das gleiche tut. Aber macht es wirklich Sinn, palettenweise Konserven einzukaufen, die man unter normalen Umständen verteufelt?

Schließlich enthält der Inhalt derselben keinerlei Vitamine und die Dosen sind mit Bisphenol-A beschichtet, das zu den Hormon-wirksamen Substanzen, den Endokrine Disruptoren, zählt. Und mal ehrlich, der Geschmack der Dosen-Ravioli, die man - meist aus nostalgischen Gründen - erwärmt, erinnert einen doch umgehend daran, warum man so selten zu Ravioli greift. Wie viele der gehorteten Lebensmittel werden am Ende der Corona Krise wohl in der Mülltonne landen?

Vielmehr Sorgen als um unsere Lebensmittel- und Toilettenpapier(!)versorgung, sollte man sich um lokale kleine und mittelständige Unternehmen und das Gastgewerbe machen und ob diese trotz der berechtigten Aufrufe zur Beschränkung des öffentlichen Lebens überleben können.

Die Nachrichten überschlagen sich. Fachleute und Politiker versuchen, die COVID-19 Pandemie so informativ wie möglich und auch für Laien verständlich zu erklären. Aber wie so oft, werden die Nachrichten umso häufiger angeklickt und verbreitet, je brisanter sie daher kommen.

Ein aktuelles Beispiel für den manchmal zweifelhaften Umgang der Medien mit Informationen: auf der Pressekonferenz des Robert-Koch-Instituts vom 18. März 2020, erklärte der Leiter Prof. Dr. Lothar Wieler, um deutlich zu machen, wie wichtig es ist, unsere sozialen Kontakte einzuschränken, dass die Zahl der Infizierten bei unverändertem Verhalten der Bevölkerung auf bis zu 10 Millionen Fälle ansteigen könne.

Kurz darauf sendeten Nachrichtenmagazine die Meldung, dass das RKI mit 10 Millionen Infizierten rechne. Diese kleine Ungenauigkeit in der Wiedergabe der Informationen ist wirklich nicht hilfreich, um solidarisches Handeln zu fördern und Hamsterkäufe zu verhindern. Hier sind die Medien wirklich gefordert, ihre Schlagzeilen sorgfältig abzuwägen. Denn wir alle wissen, wie sich Informationen nach dem "Stille-Post-Prinzip" weiter verbreiten und Wellen schlagen.

Gute Nachrichten, wie die der Studie chinesischer Wissenschaftler, die belegt, dass eine Re-Infektion mit CoV-2 Erregern höchst unwahrscheinlich ist, gehen im Nachrichtengewimmel unter.

Die Lage ist also ernst, aber nicht hoffnungslos. Wir alle können dazu beitragen, dass die Stimmung im Land nicht kippt. Zum einen durch das Unterbinden von Panikmache und Fake-News sowie Hamsterkäufen, aber auch dadurch, dass wir unseren Bewegungsradius möglichst einschränken - auch ohne Ausgangssperre. Eine von der Washington Post veröffentlichte Simulation verdeutlicht, wie sehr wir es in der Hand haben, die Ausbreitung der Krankheit zu beeinflussen.

Die Redaktion des ZDF hat auf seiner Seite "Corona-Krise" die positiven Seiten der Isolation zusammengestellt. Nicht zuletzt leben wir im digitalen Zeitalter und können über Telefon und Skype mit unseren Mitmenschen in Verbindung bleiben. Oder - wie die Italiener, die (noch) deutlich schwerer betroffen sind als wir Deutschen, es vorgemacht haben - uns vom Balkon aus gegenseitig Mut zuzusingen.

Naja, und da kommt dann doch wieder die Optimistin in mir zum Vorschein und setzt mir die rosarote Brille auf, mit dem Hinweis des Dalai Lama:

Begegnen wir Problemen voller Hoffnung und Optimismus, lassen sie sich begrenzen.
Tenzin Gyatso (*1935)

In diesem Sinne bin ich voller Hoffnung, dass die Solidarität uns über den Verlauf der Pandemie nicht verloren geht, dass die Europäische Gemeinschaft weiter zusammen hält und die finanziellen Mittel ausreichen, die Wirtschaft wieder anzukurbeln und auch Kleinunternehmen zu retten. Vielleicht hilft uns die Zeit des Stillstands auch, von der höher-schneller-weiter-Welle abzuspringen und Werte neu zu überdenken.

» Italien singt von Balkon zu Balkon

Autor:  

Anke Fähnrich

Anke Fähnrich


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