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19.05.2024

06.02.2020

Mal ganz dumm gefragt...

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Fragen und Ideen
Bild: openclipart [CCO]
Zugegeben, manche Frage kann einen im ersten Moment schon verwirren. Geht man aber davon aus, dass es sich um eine ernstgemeinte Frage handelt, so halte ich es mit der Ansicht des britischen Philosophen und Mathematikers Alfred North Whitehead:
Die dumme Frage ist gewöhnlich das erste Anzeichen einer völlig neuen Entwicklung.
Alfred North Whitehead (1861-1947)
Denn die Frage nach dem Warum und das Hinterfragen des Status Quo haben sich in der Geschichte der Naturwissenschaften in der Regel als nützlich erwiesen.

Die von Isaac Newton 1687 formulierten Fundamente der klassischen Physik beispielsweise wurden schon ziemlich zeitnah von anderen Gelehrten hinterfragt. Da Newtons Gesetze aber die Physik so wunderbar erklärten, behielten sie lange Zeit ihre unangefochtene Bedeutung. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts, als neben Mechanik und Thermodynamik auch elektrische Phänomene in den Fokus gerieten und die Physiker immer weiter in die Tiefen des Weltalls vordrangen, stießen Newtons Gesetze endgültig an ihre Grenzen.

Der prominenteste Wissenschaftler, der sich mit Newtons Theorie der absoluten Zeit und des absoluten Raums auseinandersetzte und diese in Frage stellte, war Albert Einstein. Er stellte die augenscheinlich "dumme" Frage, ob die Gravitation tatsächlich immer so funktioniere, wie von Newton beschrieben ("Der Apfel fällt senkrecht und mit einer Beschleunigung von 9,81 m/s² vom Baum zur Erde."). Diese führte in ihrer Erweiterung ("Was passiert, wenn es sich nicht um einen Apfel handelt, sondern um ein sehr schweres Objekt, das sich näherungsweise mit Lichtgeschwindigkeit bewegt?") schließlich zur Formulierung der Relativitätstheorie.

Auch Antoine Lavoisier hat wahrscheinlich viele - im zeitlichen Kontext gesehen möglicherweise dumm erscheinende - Fragen gehabt, die ihn dazu angespornt haben, die Phlogiston-Theorie mit Hilfe des kurz zuvor entdeckten Sauerstoffgases zu widerlegen und durch seine Oxidationstheorie zu ersetzen.

Auf ähnliche Weise haben viele andere neugierige Wissenschaftler die bestehende Theorien widerlegt oder weiterentwickelt und stellen immer weiter dumme Fragen, um die Naturwissenschaften voran zu bringen. Und im Übrigen sind auch im Alltag sind die sogenannten dummen Fragen immer nützlich für neugierige Menschen, die jeden Tag ein bisschen dazu lernen möchten.

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Autor:  

Anke Fähnrich

Anke Fähnrich


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