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19.05.2024

18.10.2018

Netzwerken versus Klüngel

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Persönliche Netzwerke sind eine tolle Sache! Kaum etwas ist wichtiger, als zu wissen, wen man in welcher Situation ansprechen kann, um Unterstützung oder Informationen zu erhalten.

Das beginnt meist schon in jungen Jahren: Von wem kann man die Hausaufgaben noch schnell vor der Stunde abschreiben, wer kann die schwierige Matheaufgabe gut erklären, wer bringt einen sicher in den angesagten Club?

Während Ausbildung oder Studium ist es erst recht wichtig, nützliche Kontakte zu knüpfen, um erfolgreich im Beruf durchstarten zu können. Aber auch im täglichen Leben sind Netzwerke Gold wert, beispielsweise wenn man spontan einen Babysitter oder jemanden zum Blumengießen während des Urlaubs braucht.

Netzwerken lebt vom Geben und Nehmen - eine Hand wäscht die andere - das bedeutet, dass ich für einen Gefallen irgendwann auch eine Gegenleistung erwarte. Und hier liegt auch die Problematik der Netzwerke: Solange sie transparent, locker verflochten und zugänglich für neue Mitglieder sind, sind sie wirklich eine gute und hilfreiche Sache. Schwierig wird es, wenn Netzwerke verfilzen und zu geschlossenen (elitären) Bündnissen werden, die sich gegenseitig bevorzugen und Anderen wichtige Informationen vorenthalten. In diesem Fall kann man ergänzen:

Hände werden durch nichts schmutziger, als wenn eine die andere wäscht.
Ron Kritzfeld (*1921)
Wenn nur noch Vitamin B hilft, um vorwärts zu kommen, dann ist der positive Aspekt von Netzwerken meiner Meinung nach ad absurdum geführt.

Eine (nicht repräsentative) Studie der American Accounting Association mit dem Titel "Will Disclosure of Friendship Ties between Directors and C.E.O.s Yield Perverse Effects?" ergab beispielweise, dass Geschäftsführer ihre Kumpel auch dann finanziell bevorzugen, wenn dies ihrem Unternehmen schaden könnte. Interessant wäre sicher auch zu untersuchen, welche Geschäfte unter Golfpartnern abgewickelt werden.

In allen Lebensbereichen, besonders aber in Wirtschaft und Politik muss daher gründlich darauf geachtet werden, dass Netzwerke aus Gegenseitigkeit, Offenheit und Transparenz, nicht aber aus Gefälligkeiten und Abhängigkeiten geknüpft und Lobbyisten nicht zu mächtig werden. Ansonsten ist es zu Filz, Vetternwirtschaft und zur Korruption nur noch ein kleiner Schritt.

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Autor:  

Anke Fähnrich

Anke Fähnrich


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