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20.05.2024

15.07.2019

Neuer Einblick in die Mechanismen der Zellteilung

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Die Mitose ist ein zellulärer Prozess, bei dem die in Chromosomen kodierten, genetischen Informationen auf zwei idente Tochterzellen verteilt werden. Damit ist die Mitose ein fundamentales Merkmal aller Lebewesen auf unserem Planeten.

Forschende der Gruppe von Alexander Dammermann an den Max Perutz Labs, einem Joint Venture der Universität Wien und der Medizinischen Universität Wien, haben untersucht, wie Zentriolen zu diesem Prozess beitragen. Die Ergebnisse, veröffentlicht im Journal "Developmental Cell", helfen die Funktion dieser kleinen, zellulären Strukturen in der Mitose zu verstehen.

Bei der Mitose bildet sich eine fadenförmige Spindel, die sicherstellt, dass Chromosomen ordnungsgemäß verteilt und an gegenüberliegenden Enden der Zelle positioniert werden.

Ähnlich wie Lastenseile braucht auch die Spindel einen Bezugspunkt, von dem sie sich entwickeln kann. Dieser Punkt wird von Zentriolen gebildet, die ein Netz aus Proteinen, das sogenannte perizentriolare Material (PCM), um sich anhäufen und somit Zentrosomen bilden. Diese dienen als Ausgangs- und Ankerpunkt der Spindelfäden.

Zentriolen fördern den Zusammenbau des Spindelapparates

Bisher war bekannt, dass Zentriolen für die Ausbildung des Zentrosoms unentbehrlich sind, jedoch war ihre Rolle in der darauffolgenden Wachstumsphase und Aufrechterhaltung des PCM während der Zellteilung unklar. Den Forschenden gelang es, diese Fragen mithilfe des Fadenwurms C. elegans zu beantworten. Dieser Modellorganismus hat ein besonders großes Zentrosom.

Mithilfe von Laserstrahlen konnten die Zentriolen innerhalb des Zentrosoms während der Mitose entfernt werden, ohne dabei die gesamte Struktur zu zerstören: "Wir haben herausgefunden, dass wider Erwarten das Entfernen der Zentriolen nicht zu einem sofortigen Kollaps des PCM geführt hat. Das weitere Wachstum war jedoch sehr eingeschränkt, was die wichtige Rolle der Zentriolen bei der Bildung des PCM und somit des Spindelapparates verdeutlicht", erklären die Erstautorinnen Triin Laos und Gabriela Cabral die Ergebnisse.

Zentriolen fördern die strukturelle Stabilität des Zentrosoms

Neben ihrer Rolle bei der Bildung des PCM waren Zentriolen auch für dessen strukturelle Integrität essenziell. Ohne Zentriolen wurde das Zentrosom im späteren Verlauf der Zellteilung buchstäblich auseinandergezogen. Dieses Ergebnis war für die Forschende besonders bemerkenswert, da die Zentriolen im Vergleich zum PCM sehr klein sind. Wie sie die strukturelle Integrität einer über 30-mal größeren Struktur aufrechterhalten können, bleibt noch offen.

Die Autoren vermuten, dass die Zentriolen Ankerpunkte für Proteine sind, die ähnlich wie Gitterstäbe in Stahlbeton für die Zugfestigkeit des PCM sorgen. Indem sie das Wachstum des PCM und deren strukturelle Integrität kontrollieren, erfüllen Zentriolen ihre entscheidende Rolle während des Zellteilungsprozesses. Wie sie diese zwei scheinbar gegensätzlichen Funktionen genau ausüben, bleibt für die Forschenden die nächste große Frage.

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Quelle: Universität Wien