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20.05.2024

22.10.2018

Geeignete Messverfahren für Gefahrstoffe am Arbeitsplatz gesucht

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Am 18. und 19. September 2018 fand das 5. Symposium "Gefahrstoffe am Arbeitsplatz: Probenahme - Analytik - Beurteilung" in der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in Dortmund statt. Rund 230 Experten aus Forschung und Praxis befassten sich in insgesamt vier Blöcken mit verschiedenen Aspekten von Messungen am Arbeitsplatz. Eingeladen hatte die BAuA gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Analytik der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie sowie der Arbeitsgruppe Luftanalysen der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Im Mittelpunkt standen praktische Aspekte der für die Messung von Gefahrstoffen relevanten Regelungen und Entwicklungen im Bereich der Messtechnik, die anhand konkreter Beispiele veranschaulicht wurden.

Wenn Beschäftigte Gefahrstoffen am Arbeitsplatz ausgesetzt sind, lassen sich über Arbeitsplatzmessungen Schutzmaßnahmen ableiten oder deren Wirksamkeit überprüfen. Dies setzt jedoch eine geeignete Messstrategie und geeignete Messverfahren voraus. In Deutschland gibt es rund 500 chemische Stoffe mit einem Grenzwert, jedoch für fast 200 davon kein geeignetes Messverfahren. Das liegt daran, dass Grenzwerte gesundheitsbasiert abgeleitet und festgesetzt werden, unabhängig davon, ob ein Messverfahren zur Verfügung steht oder nicht. Deshalb stellen zahlreiche Grenzwerte die Messtechnik für Gefahrstoffe in Arbeitsbereichen vor große Probleme.

Dies zeigt sich auch bei der Ableitung von Beurteilungsmaßstäben für krebserzeugende Stoffe. Das entsprechende Risikokonzept führte zu Akzeptanz- und Toleranzkonzentrationen, die deutlich unterhalb der früheren Technischen Richtkonzentrationen liegen. Ende 2018 sollten die Akzeptanzkonzentrationen um den Faktor 10 abgesenkt werden und würden dann bei einem Risiko von 4:100.000 für eine berufsbedingte Krebserkrankung liegen. Die geplante allgemeine Absenkung im Rahmen des Risikokonzeptes wurde jedoch wegen dessen erfolgender Überarbeitung vorerst verschoben. Verschiedene Vorträge zeigten diesbezügliche Probleme und Grenzen der Messtechnik auf und wiesen auf mögliche Lösungsansätze hin. Nachdrücklich wurde darum gebeten, Messverfahren aus der Praxis der AG Luftanalysen und der AG Analytik zu melden.

Weitere Vorträge des Symposiums befassten sich mit neuen Verfahren in der Messtechnik, der Vereinfachung von Messmethoden und neuen Grenzwerten. Beispiele aus der Praxis verdeutlichten, dass sich Methoden wie Bio- und Luftmonitoring gut ergänzen können. Zudem wurden auch erste Erkenntnisse aus Arbeitsplatzmessungen bei additiven Fertigungsanlagen (3D-Druck) oder zu Gerüchen in Innenräumen präsentiert. In den angeregten Diskussionen zu den verschiedenen Vorträgen kam auch zur Sprache, dass die Einhaltung von Grenzwerten allein die Sicherheit am Arbeitsplatz nicht garantiere. Praktiker aus Aufsicht und Messstellen monierten einen Rückgang der grundsätzlichen Arbeitshygiene in manchen
Betrieben.

Im Rahmen des 5. Gefahrstoffsymposiums wurde auch zum ersten Mal der "arbe.ana"-Preis verliehen. Der Preis für besondere Verdienste im Bereich Arbeitsplatzanalytik ging an Prof. Dr. Dr. Antonius Kettrup, Prof. Dr. Wolfgang Riepe und Dr. Jürgen Keller, der ihn leider nicht persönlich entgegennehmen konnte. Die drei Ausgezeichneten hatten einen wesentlichen Anteil daran, die Grundlagen für die Messung von Gefahrstoffen an Arbeitsplätzen zu etablieren.

» Vorträge zum Download

Quelle: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)