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28.04.2024

11.05.2018

Datenbank schafft Transparenz im "Prüflabor-Dschungel"

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Sämtliche Produkte, die in Deutschland auf den Markt kommen, müssen ausgiebig auf Gefahren getestet werden. Dafür sorgen die 2.500 Prüflabore im Land, von denen TÜV und DEKRA vielleicht die bekanntesten sind. Das Berliner Unternehmen testxchange ist quasi ein Google für Prüflabore, denn als B2B-Marktplatz stellt es in diesem kaum digitalisierten Markt, der weltweit 150 Milliarden Dollar schwer ist, Transparenz her. Als Match-Maker listet testxchange sämtliche Prüflabore, auch über Deutschlands Grenzen hinaus, nach Kompetenzen auf und erleichtert Unternehmen damit die Qual der Wahl.

Allein 3,64 Millionen kleine und mittelständische Unternehmen gibt es hierzulande, von denen viele selbst entwickeln und produzieren. Unabhängig davon, ob es sich um Tennisschläger, Gasultrazentrifugen oder Bonbons handelt: Sie kommen nicht an den 2.500 Testlaboren des Landes vorbei, die die Eigenschaften von Materialien und Produkten überprüfen und so u.a. auch Gefahren für den Verbraucher ausschließen oder die Marktreife attestieren sollen.

Die eigentliche Frage ist jedoch, wie ich als Unternehmer das richtige Labor für industrielles Testen finde. Der Markt, der allein in Deutschland pro Jahr zehn Milliarden Euro schwer ist, ist trotz seiner Größe und Relevanz alles andere als transparent. Der Grad der Digitalisierung ist hier noch ausbaufähig. Kaum eines der Labore präsentiert sich so, dass es Unternehmen für ein Prüfverfahren oder z.B. über eine einschlägige DIN-Norm auch finden. Das Preisspektrum lässt sich genauso wenig vergleichen.

Aus der Not eine Tugend machen

Die Erfahrung der mangelnden Transparenz und somit Sichtbarkeit machten auch Dr. Malte Zur und Dr. Fabian Grasse. Die beiden Freunde aus Studienzeiten hatten nach der gemeinsamen Zeit bei der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) 2012 selbst ein Prüflabor für Faserverbundwerkstoffe gegründet und kennen die Problematik aus eigener Anschauung. Sie sahen aber auch ein riesiges, brachliegendes Potential und machten aus der Not eine Tugend.

2016 entstand daraus testxchange, eine Plattform, die sämtliche Prüflabore spiegelt und nach Normen und technischen Kompetenzen sortiert. testxchange hat sich schnell zum führenden Marktplatz für industrielles Testen entwickelt. "Einerseits gab es diese enorme Nachfrage und andererseits auch das entsprechende Angebot. Was es brauchte, war ein Match-Maker. testxchange ist sozusagen ein Google für Prüflabore", so Mitgründer Dr. Malte Zur.

Wie das Match-Making funktioniert

Mittlerweile hat testxchange 10.000 Labore samt ihren Prüfdienstleistungen in seiner Datenbank, darunter praktisch alle Labore in Deutschland. Unternehmen suchen auf der Webseite von testxchange nach Laboren über die europaweite Datenbank heraus und fragen diese an. Sobald es zu einer Auftragsvergabe kommt, entrichtet das Prüflabor eine fixe Gebühr an das Berliner Jungunternehmen, das bei seiner Suche komplett unabhängig agiert. Dem Unternehmen, das Prüfbedarf hat, entstehen keinerlei Kosten.

Prominenter Beirat

Weltweit geht man von jährlichen Prüfdienstleistungen in einer Höhe von 140-150 Milliarden Dollar aus. Das Potential erkannt hat etwa auch Dr. Klaus Schmidt, Beirat bei testxchange und vormals Vorstandsvorsitzender des größten deutschen Prüfunternehmens Dekra SE. Er gibt zu bedenken, dass nicht von ungefähr die meisten der größten Prüfunternehmen weltweit aus Europa stammen. "Deutschland ist quasi synonym mit Mittelstand und Innovation, dennoch müssen und können wir bei der Digitalisierung, die so viele Chancen in Hinblick auf Wachstum und mehr Effizienz eröffnet, noch etwas tun," so Schmidt. Dr.-Ing. Torsten Bahke, ehemaliger Vorsitzender des DIN-Vorstandes, sieht das genauso und unterstützt testxchange daher.

Darum Berlin

Obwohl die mehr als 2.500 Testlabore Deutschlands im gesamten Bundesgebiet verteilt sind und das Herz des Mittelstandes eher im Süden der Republik schlägt, sitzt testxchange nahezu folgerichtig in Berlin. Hier sitzt nicht nur die BAM, sondern hier entstand vor fast 100 Jahren mit dem Deutschen Institut für Normung (DIN) quasi die Amtskirche der Ingenieure. Das junge Unternehmen mit zehn Mitarbeitern firmiert im Naumannpark, einem Gewerbepark in Berlin-Schöneberg.

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Quelle: testXchange GmbH