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16.05.2024

15.01.2018

Früherkennung von Parkinson am Geruch?

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Joy Milne erkannte schon vor Jahren Parkinson-Patienten am Geruch. Heute hilft die 65-jährige Wissenschaftlern, ein Verfahren zur Früherkennung der Erkrankung zu entwickeln.

Der menschliche Organismus emittiert als Begleiterscheinung mancher Erkrankung bestimmte Gerüche. Deren Geruchsschwelle liegt so niedrig, dass sie von uns Menschen meist nicht wahrgenommen werden. Aus dieser Perspektive betrachtet, erweist sich Joy Milne, über die die BBC kürzlich berichtet hat, als Phänomen: Die 65-jährige ehemalige Krankenschwester ist in der Lage, Parkinson-Patienten am Geruch zu erkennen, lange bevor eine ärztliche Diagnose die Bestätigung bringt.

So war es bei ihrem Mann, dem die Ärzte vor zehn Jahren attestierten, an der Schüttellähmung erkrankt zu sein. Und so war es jüngst, als Wissenschaftler Joy Milne die T-Shirts von zwölf ihr unbekannten Personen unter die Nase hielten: Bei sechs davon handelte es sich bekanntermaßen um Parkinson-Patienten, die sechs anderen waren "Blindproben" und als gesund eingestuft worden. Gesund aus medizinischer Sicht, nicht aber aus der von Joy Milnes.

Joy Milne gelang es nicht nur, die Parkinson-Patienten anhand der getragenen T-Shirts identifizieren. In der Wäsche von einem der sechs vermeintlich gesunden Probanden vernahm sie ebenfalls eine charakteristische Duftnote, die aus ihrer Sicht auf eine Parkinson-Erkrankung hindeutete. Drei Monate später wurde ihr Geruchseindruck durch die medizinische Diagnose bestätigt.

Das Phänomen Joy Milne deutet daraufhin, dass es möglich ist, Parkinson in einem sehr viel früheren Stadium regelrecht zu Erschnüffeln - lang bevor die Erkrankung auf medizinische Weise diagnostiziert werden kann. Die Hoffnung ist, dass eine frühere Diagnose den Ärzten ermöglicht, den Krankheitsverlauf zu beeinflussen und somit die Lebensqualität der Erkrankten zu verbessern.

Was aber sind die für die Erkrankung signifikanten olfaktorisch wirksamen Verbindungen, die nur Joy Milne wahrnimmt? Um das herauszufinden, haben sich Wissenschaftler an die Anatune Ltd., dem GERSTEL-Partner in Cambridge, Großbritannien, gewendet und um Unterstützung gebeten. Ziel ist es, mit Hilfe der GC-O-Analytik eben jene auf die Parkinson-Erkrankung hindeutenden Verbindungen zu identifizieren, die Joy Milne mit der Nase wahrgenommen hat.

Bei diesem Vorhaben setzt das Forscherteam auf einen GERSTEL-MultiPurposeSampler (MPS) mit der Option "Dynamische Headspace" (DHS), um die in Textilproben von Parkinson-Patienten vorliegenden charakteristischen Parkinson-Emittenten anzureichern und in einen analysierbare Form zu überführen; ein GC-Triple-Quadrupol-MS-System (Agilent Technologies), um die Verbindungen chemisch zu identifizieren, und nicht zuletzt den GERSTEL-OlfactoryDetectionPort (ODP) - mit Joy Milne als Operator davor -, um die aufgezeichneten Signale im Chromatogramm als relevant für die Parkinson-Diagnose entschlüsseln zu können.

Gelingt es den Forschern, unter Einsatz der geruchsbegabten Joy Milne und GERSTEL-Technologie ein Diagnoseverfahren zur Früherkennung der Parkinson-Erkrankung zu entwickeln, wäre ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Entwicklung eines Schnelltests getan, ist Eberhard G. Gerstel überzeugt. Auf jeden Fall freue man sich, "dass unsere Technologie für diese wichtige Studie zum Einsatz kommt. Eine Früherkennung von Parkinson könnte die Lebensqualität vieler Menschen langfristig verbessern".

» zum BBC-Beitrag

Quelle: GERSTEL GmbH & Co. KG