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20.05.2024

08.12.2015

Minimierungsstrategien für Pyrrolizidinalkaloide

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In verschiedenen Forschungsprojekten und bei Untersuchungen der Überwachungsbehörden der Bundesländer wurden zum Teil hohe Gehalte an Pyrrolizidinalkaloiden in verschiedenen Lebens- und Futtermitteln nachgewiesen. Aufgrund ihres krebserzeugenden Potenzials sind insbesondere 1,2-ungesättigte Pyrrolizidinalkaloide in Lebens- und Futtermitteln unerwünscht. Vor diesem Hintergrund veranstaltete das Bundesinstitut für Risikobewertung das 16. BfR-Forum Verbraucherschutz "Pyrrolizidinalkaloide - Herausforderungen an Landwirtschaft und Verbraucherschutz". "Auf diesem BfR-Forum Verbraucherschutz wollten wir mit Vertretern der Wissenschaft und Stakeholdern die Problematik entlang der gesamten Nahrungskette diskutieren", sagt Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Ziel der Veranstaltung am 3. und 4. Dezember 2015 in Berlin-Marienfelde war es, den Stand des Wissens über die Wirkungen von Pyrrolizidinalkaloiden auf die Gesundheit von Mensch und Tier darzustellen und die Wege zu diskutieren, auf denen die Stoffe in Lebens- oder Futtermittel gelangen. Es sollte aber auch die Verbreitung pyrrolizidinalkaloidhaltiger Pflanzen in der Landschaft und der Landwirtschaft ermittelt werden. Effektive Strategien zur Vermeidung und Minimierung des Eintrags dieser Stoffe in Lebens- und Futtermittel zu entwickeln, ist eines der wichtigsten Ziele aus der Sicht des gesundheitlichen Verbraucherschutzes. Neben dem Gesundheitsschutz für den Menschen stand auch die Tiergesundheit auf der Agenda des BfR-Forums Verbraucherschutz, da die Aufnahme pyrrolizidinalkaloidhaltiger Pflanzen insbesondere bei Weidetieren zu Gesundheitsschäden führen kann. Neben Experten aus Behörden von Bund und Ländern, Universitäten und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen präsentierten Vertreter von Landwirtschaftsverbänden, Industrieverbänden und der Verbraucherverbände ihre Positionen zum Umgang mit Pyrrolizidinalkaloiden in Lebens- und Futtermitteln.

Pyrrolizidinalkaloide sind sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, die von einer Vielzahl weltweit vorkommender Pflanzenarten zum Schutz vor Fraßfeinden gebildet werden. Ihr Vorkommen in Pflanzen variiert stark je nach Pflanzenart und Teilen der Pflanze; es wird auch von weiteren Faktoren wie Klima und Bodenbeschaffenheit beeinflusst. Werden hohe Mengen dieser Pflanzeninhaltsstoffe aufgenommen, treten akute charakteristische Lebererkrankungen (Veno Occlusive Disease, VOD) auf. Leberschäden beim Menschen wurden auch nach mehrmonatiger täglicher Aufnahme moderater Pyrrolizidinalkaloid-Dosen beobachtet. Einige Pyrrolizidinalkaloide haben sich in Tierversuchen außerdem als genotoxisch und krebserzeugend erwiesen.

Pyrrolizidinalkaloide wurden insbesondere in verschiedenen Kräutertees, anderen Tees und in Honig nachgewiesen. Dabei zeigte sich, dass hohe Gehalte in Kräutertees und in bestimmten anderen Teesorten vorkommen können. Die Ursachen dafür sind nur zum Teil aufgeklärt. Ein möglicher Eintragspfad sind pyrrolizidinalkaloidhaltige Wildkräuter, wie zum Beispiel das Jakobskreuzkraut, die bei der Ernte der Rohmaterialien für Tees und Kräutertees als Kontaminanten mit eingebracht werden. Es wird aber auch diskutiert, ob im Einzelfall Pflanzen, die für bestimmte Tees verwendet werden, möglicherweise selbst diese Stoffe bilden können. Auch können Pyrrolizidinalkaloide in den Honig gelangen, wenn Bienen Blütenstaub und Nektar pyrrolizidinalkaloidhaltiger Pflanzen eintragen.

Von Bedeutung sind landwirtschaftlich nicht genutzte Flächen und Extensivierungsflächen. Wenn Bienenvölker auf solchen Flächen weiden, kann dies, insbesondere in der Blütezeit im Juni und Juli, für Honigproduzenten (Imker) zum Problem werden, weil der gewonnene Honig dann hohe Gehalte an Pyrrolizidinalkaloiden aufweisen kann.

Für die Tiergesundheit sind pyrrolizidinalkaloidhaltige Pflanzen von Bedeutung, die auf Weideflächen und Flächen zur Gewinnung von Grünfutter oder Silage natürlicherweise wachsen oder aus naturbelassenen Flächen in sie einwandern. Dies gilt auch für extensivierte Flächen, die als Weide zur Pflege der Landschaft genutzt werden. Hier geht es darum, Wege zu finden, die Ausbreitung solcher Pflanzen zu minimieren.

Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)