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20.05.2024

22.10.2015

Nanokohlenstoffe reinigen Wasser über elektrosorptive Entionisierung

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Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Neue Materialien INM arbeiten an einer Methode, mit der man Abwässer ohne Chemikalien und zudem energie-effizient entsalzen kann. Dieser umweltverträgliche Prozess lässt sich sogar zur Stromerzeugung nutzen. Um Salze und Schwermetalle aus Abwässern zu entfernen, werden diese über chemische Reaktionen gereinigt oder aufwändigen Filtermethoden unterzogen. Wissenschaftler aus Saarbrücken arbeiten an einer Methode, mit der man Abwässer ohne Chemikalien und zudem energie-effizient entsalzen kann: Bei der sogenannten elektrosorptiven Entionisierung (CDI) werden die Ionen über Elektroden aus dem Wasser entfernt und an den Elektroden gesammelt. Zurück bleiben sauberes Wasser und die an den Elektroden angereicherten Ionen. Dieser umweltverträgliche Prozess lässt sich sogar zur Stromerzeugung nutzen: Auch Abgase, wie zum Beispiel Kohlendioxid, eignen sich dann, in Wasser als Ionen gelöst, um elektrische Energie zu erzeugen.

Das Prinzip der Entionisierung funktioniert nicht nur, um unerwünschte Ionen aus dem Wasser zu entfernen. "Die Stromerzeugung kann auch der gewünschte Haupteffekt sein, um zum Beispiel anfallende Abgase aus Kraftwerken für die Energiegewinnung zu nutzen", erklärt Volker Presser, Gruppenleiter für Energie-Materialien am INM. Dazu müssten lediglich die Abgase als Ionen im Wasser vorliegen. "Kohlendioxid eignet sich zum Beispiel sehr gut dafür", meint der Materialforscher und ergänzt: "Besonders spannend ist für uns, dass wir dank Elektrosorption sogar Abwärme verstromen können". Dies funktioniere, weil die Elektroden bei niedriger Temperatur geladen und bei höherer Temperatur entladen werden. Durch die Temperaturerhöhung steigt die elektrische Spannung, sodass beim Entladen direkt elektrische Energie gewonnen werden kann.

Das Grundprinzip dieser Methode funktioniert ohne chemische Reaktionen dank Ionen-Elektrosorption: Das zu reinigende Wasser fließt zwischen zwei Elektroden aus porösem Kohlenstoff, an die eine Spannung angelegt wird. Die positiv geladene Elektrode zieht dabei die negativ geladenen Ionen aus dem Wasser, die gegenüberliegende negativ geladene Elektrode zieht die positiv geladenen Teilchen aus dem Wasser. Die Ionen werden in den Nanoporen des Elektrodenmaterials gespeichert, am Ende fließt gereinigtes Wasser heraus.

"Für einen möglichst hohen Wirkungsgrad genügt es nicht, einfach nur poröse Aktivkohle als Elektrodenmaterial zu verwenden", sagt der junge Saar-Forscher Presser. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit und wichtiger Diskussionspunkt der Konferenz sind deshalb die Synthese und Charakterisierung von neuen Kohlenstoffnanomaterialien wie Graphen oder sogenannte Kohlenstoffnanozwiebeln.

Quelle: Leibniz-Institut für Neue Materialien (INM)