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20.05.2024

14.10.2015

Pilotprojekt zur Reduktion der Gewässerbelastung durch Arzneimittel

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Am 15. Oktober 2015 startet in Ulm ein breit angelegtes Pilotprojekt zur Reduktion der Gewässerbelastung durch Arzneimittel. Im Rahmen von "MindER", kurz für "Minderung des Eintrags von Röntgenkontrastmitteln in die Umwelt", führt das Fraunhofer ISI im Ulmer Universitätsklinikum, im Bundeswehrkrankenhaus und in beteiligten Radiologiepraxen über mehrere Wochen Untersuchungen zur Akzeptanz und Realisierbarkeit konkreter Maßnahmen durch. Die Befragungen richten sich an Patienten sowie medizinisches Personal. Abgeschätzt und bewertet wird zudem der Nutzen für die Gewässerqualität.

Röntgenkontrastmittel werden als Hilfsstoffe in der Diagnostik eingesetzt und vom Patienten innerhalb der ersten 24 Stunden vollständig über den Urin ausgeschieden. Sie sind auch in Kläranlagen nur schwer abbaubar und gelangen so nahezu unverändert in die Gewässer. Eine Möglichkeit, den Eintrag in die Gewässer zu vermindern, ist die getrennte Sammlung des Patientenurins während des ersten Tages nach der Untersuchung. Dazu sollen Wegwerf-Beutel genutzt werden, in denen ein absorbierendes Granulat den Urin bindet und eine geruchslose Entsorgung über den Restmüll ermöglicht. Derzeit stellt die Müllverbrennung den sichersten Entsorgungsweg für Medikamente dar.

Bisherige Studien fokussieren auf Maßnahmen zur Erfassung von Röntgenkontrastmitteln in Kliniken. Nicht untersucht wurde bisher die Erfassung von Röntgenkontrastmitteln im Kontext von Arztpraxen beziehungsweise bei ambulanten Patienten. Für die erfolgreiche Reduktion von Röntgenkontrastmitteln durch Erfassungssysteme spielt die Akzeptanz und Nutzung der Systeme durch Personal und Patienten eine entscheidende Rolle. In "MindER" sind deshalb Akzeptanzuntersuchungen wesentlicher Bestandteil der Arbeiten. Breit angelegte Befragungen sollen Aufschluss darüber geben, wie groß die Bereitschaft bei Patienten und medizinischem Personal ist, die Sammlung des Urins in die täglichen Abläufe zu integrieren. Mit Hilfe von Fragebögen werden die Erfahrungen, die Personal und Patienten im Projekt MindER mit dem Einsatz der Urinsammelbeutel machen, erhoben.

Der mögliche Erfassungsgrad und damit die Effektivität von mobilen Sammelsystemen für über den Urin ausgeschiedene Röntgenkontrastmittel werden so untersucht und unter verschiedenen Aspekten bewertet. So können beispielsweise Fragen zur Wirtschaftlichkeit über das Verhältnis von Kosten und erzielbarer Gewässerentlastung beleuchtet werden.

Das Projekt soll Aufschluss darüber geben, ob eine flächendeckende separate Sammlung und Entsorgung des mit Röntgenkontrastmitteln belasteten Urins eine im Sinne des Gewässerschutzes effiziente und sinnvolle Maßnahme ist. Es wird vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg gefördert und vom Fraunhofer ISI durchgeführt.

» Weitere Informationen zu "MindER"

Quelle: Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI)