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20.05.2024

18.01.2005

Neues Forschungsprojekt zur Analyse der praktischen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln

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Das Umweltbundesamt (UBA) fördert im Auftrag des Bundesumweltministeriums (BMU) ein Forschungsprojekt, in dem die praktische Anwendung von Pflanzenschutzmitteln analysiert wird. Grund für das Projekt: Es gibt verschiedene Untersuchungen, die vermuten lassen, dass die Ausbringung der Pflanzenschutzmittel auf die Felder nicht sachgerecht geschieht. Die Folgen wären: Unnötige Belastungen des Menschen und der Umwelt. Nun soll durch Beobachtungen in der Praxis die Frage beantwortet werden: Ob und in welchem Ausmaß gibt es in Deutschland eine fehlerhafte Verwendung der Pflanzenschutzmittel, weil Auflagen und Anwendungsbestimmungen der Mittel nicht praktikabel sind oder sonst nicht eingehalten werden? Die Ergebnisse der gewonnenen Beobachtungsdaten sollen helfen, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln künftig sicherer zu machen.

Das UBA ist im Forschungsprojekt "Erfassung des Fehlverhaltens bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln" seit einigen Monaten um eine enge Zusammenarbeit mit den Ländern bemüht. Hinweise durch Vertreter der Pflanzenschutzdienste der Länder, dass derartige Daten durch die Länderkontrollprogramme bereits existieren und es sich bei den im Projekt geplanten Beobachtungen von Landwirten in der Praxis um eine Doppelerhebung handelt, griffen UBA und BMU im September dieses Jahres auf. Da die Länderministerien über die Daten verfügen, wurden diese angeschrieben und um Kooperation und Übermittlung der verfügbaren anonymisierten Daten gebeten. Auch der Deutsche Bauerverband (DBV) begrüßte diese Bemühungen und sicherte zu, sich für die Lieferung der Länderdaten einzusetzen.

Die Antworten aus zwölf Ländern zeigen indes ein ernüchterndes Bild: Die meisten Länder betonen in ihren Schreiben, dass sie den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln intensiv und aufwändig untersuchen. Konkrete Ergebnisse haben aber nur wenige Länder vorgelegt. Diese Daten lassen keine Aussage darüber zu, um welche Verstöße es sich handelt, ob eine Zufallskontrolle gemacht wurde oder ein bestimmter Anlass vorlag. Solche Angaben sind jedoch notwendig, um für das Projekt brauchbare sowie repräsentative Aussagen zu erhalten.

"Es ist sehr bedauerlich, dass die Länder offenbar nicht über die erhofften Daten verfügen oder uns diese nicht übermitteln wollen. Denn es ist doch sicher ein umfangreicher Datenpool vorhanden, der über das, was uns bisher geliefert wurde, hinaus geht", sagte der Präsident des Umweltbundesamtes, Prof. Dr. Andreas Troge.

Da das Ausmaß an Fehlern bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln auf der Basis der gelieferten Länderdaten nicht repräsentativ benannt werden kann, ist das in den vergangenen Monaten vor allem von Seiten der Landwirtschaft kritisierte Forschungsprojekt notwendig. Das Projekt wird deshalb wie geplant fortgeführt. Bei den nunmehr ab Frühjahr 2005 anstehenden Beobachtungen der Pflanzenschutzmittelanwendung handelt es sich um den zweiten Teil des laufenden Projektes. Die Beobachtungen erstrecken sich auf etwa 300 Beobachtungsareale im ganzen Bundesgebiet. Geplant sind bis zu 600 Beobachtungen - während der bekannten Spritzzeiten - die in einem Zufallsverfahren zu ermitteln sind.

"Der sichere Einsatz von Pflanzenschutzmitteln muss allen ein besonderes Anliegen sein. Nur indem wir Klarheit über die Ausbringungspraxis haben, können wir die Anwendung optimieren. Ich appelliere an alle Beteiligten, das Forschungsprojekt zu unterstützen", so UBA-Präsident Troge.

Quelle: Umweltbundesamt