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20.05.2024

28.09.2023

Zeitalter des Perfektionismus

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Selbstoptimierung (Quelle: Pixabay)
Selbstoptimierung (Quelle: Pixabay)
Wenn ich in letzter Zeit durch meine Social-Media-Profile scrolle, sticht ein Hashtag besonders hervor: #biohacking. Falls Sie noch nichts davon gehört haben, möchte ich Sie aufklären: Biohacking bezieht sich auf den Prozess, die eigene Biologie, also den eigenen Körper, zu erkennen und zu verstehen, mit dem Ziel, ihn so gut wie nur möglich zu optimieren. Ein Biohacker strebt danach, die bestmögliche Version seiner selbst zu werden und sucht Wege, seine Leistungsfähigkeit auf gesunde Weise zu steigern.

Die Idee, an sich zu arbeiten und sich weiterzuentwickeln, ist grundsätzlich gut. Wir sollten stets danach streben, unsere geistige und körperliche Gesundheit zu fördern, indem wir unsere Lebensqualität und unser allgemeines Wohlbefinden beispielsweise durch gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung steigern. Doch wenn dieses "gesunde" Streben in einen unermüdlichen Wahn nach Optimierung und Weiterentwicklung umschlägt, wie wir es heutzutage auf vielen Social-Media-Profilen sehen, wird es kritisch.

Beim Scrollen durch meine Social-Media-Profile werde ich von Bildern und Geschichten von Menschen überflutet, die scheinbar pure Energie und Effizienz in Person sind und so das perfekte Leben führen. Unglaublich durchtrainierte Körper (trotz vier Kindern), wunderschöne, faltenfreie Gesichter, unzählige Übungen für den Traumkörper in 30 Tagen, zahlreiche Hacks für super gesundes Essen, tausende Anti-Aging-Tipps, Gadgets zur Überwachung der Vitalzeichen, Laufbänder unter dem Schreibtisch, endlose Nahrungsergänzungsmittel: "Viel hilft viel" und "immer weiter" sind hier die Devisen. Und ich muss zugeben, es ist ansteckend! Auch ich habe mich dabei ertappt, wie ich mir die eine oder andere Falte genauer angeschaut und überlegt habe, wie ich diese wohl loswerde, oder wie ich meine Arbeit und meinen Alltag noch optimaler gestalten könnte, um die höchstmögliche Effizienz zu erreichen.

Ich kann mir vorstellen, dass es zu Beginn motivierend und herausfordernd ist, sich besser kennenzulernen, zu wachsen und immer besser zu werden. Doch mit der Zeit schleichen sich die Schattenseiten ein. Der Fokus verlagert sich zur Problemsuche. Es gibt immer etwas zu verbessern!

Der ständige Drang nach Verbesserung und Entwicklung führt dazu, dass wir uns zu sehr auf unsere Schwächen konzentrieren. Das wiederum führt zu einem negativen Selbstbild und einem ständigen Gefühl der Unzufriedenheit. Es muss ermüdend sein, nie anzukommen, nie genug getan zu haben und nie zufrieden zu sein. Jeden Tag über seine Grenzen gehen, macht sich irgendwann bemerkbar: in Form von Überforderung und Burnout.

Ganz passend zu diesem Beitrag finde ich die Weisheit des chinesischen Philosophen Konfuzius', der sagte:

Die Kunst des Lebens besteht darin, sich selbst zu akzeptieren, während man gleichzeitig nach ständiger Verbesserung strebt.
Konfuzius (551-479 v. Chr.)

Selbstverbesserung und persönliches Wachstum sind wichtig, doch sie müssen einen positiven Einfluss auf das eigene Leben haben und sich lohnend anfühlen. Es ist wichtig, ein Gleichgewicht zu finden und sich selbst mit all seinen Unvollkommenheiten zu akzeptieren. Nur so kann man ein erfülltes und authentisches Leben führen.

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