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20.05.2024

14.09.2023

Reizüberflutung im Digitalen Zeitalter

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Reizüberflutung
Reizüberflutung (Pixabay [CCO])
Seit der Etablierung von E-Mail und Newsgruppen als digitale Kommunikationsformen ab den 1970er Jahren hat sich die Art und Frequenz der eingehenden Nachrichten vervielfacht, sowohl privat als auch im Beruf. Diese Entwicklung nahm in den 1990er Jahren nach der Veröffentlichung der ersten Webseite richtig Fahrt auf und vermehrte sich dann in den 2000er-Jahren mit dem Aufkommen von sozialen Medien und digitalen Dienstleistungen explosionsartig.

Wir sind heute ständig mit einer Flut von Informationen und Benachrichtigungen konfrontiert. E-Mails, soziale Medien, Nachrichten-Apps und vieles mehr - all das kann dazu führen, dass wir uns gestresst und überfordert fühlen. Im Extremfall stehen Themen wie Burnout, Alkoholmissbrauch und Drogen am Ende dieser dauerhaften Überforderung. Andere sind vielleicht auch nur gereizt und mit kurzer Zündschnur unterwegs. Nur wenige gehen aktiv dagegen vor und ergeben sich in ihr Schicksal.

Dabei gibt es viele Lösungsansätze, um diese Herausforderungen zu bewältigen und unser mentales Wohlbefinden zu verbessern. Ein Schlüssel für mich liegt in der Aussage des Soziologen Harald Welzer, der es einmal sinngemäß in einer Talkshow formuliert hat: "Jeder sollte genau, überlegen, was er in sein Leben lässt." Damit können Menschen, Hobbys, Vereinsarbeit, aber natürlich auch alle Arten von Kommunikationsformen und soziale Medien gemeint sein. Denn ist man erst einmal in diesem Hamsterrad gefangen, kommt mal schlecht wieder heraus. Viele Algorithmen sind so konzipiert, dass sie uns von bestimmten Plattformen abhängig machen wollen. Auch Gruppenzwang spielt eine wichtige Rolle.

Hier ein paar Lösungsansätze zur Bewältigung der Reizüberflutung:

  1. Benachrichtigungseinstellungen anpassen
    Eine der effektivsten Maßnahmen ist das Anpassen der Benachrichtigungseinstellungen. Reduzieren Sie die Anzahl der Benachrichtigungen, indem Sie nur die wirklich wichtigen oder dringenden aktivieren, sie komplett deaktivieren.
  2. Zeitmanagement
    Legen Sie feste Zeiten für die Überprüfung von E-Mails, sozialen Medien und Nachrichten-Apps fest. Vermeiden Sie es, ständig auf Benachrichtigungen zu reagieren, und konzentrieren Sie sich stattdessen auf ihre aktuelle Aufgabe, die sie dann qualitativ besser und schneller erledigen können.
  3. Digital Detox
    Planen Sie regelmäßige Zeiten, in denen Sie vollständig offline gehen, um sich zu erholen und Stress abzubauen. Dies kann helfen, die Abhängigkeit von digitalen Geräten und bestimmten Apps zu reduzieren. Auch ist es sehr unhöflich, sich bei persönlichen Treffen mehr mit seinem Smartphone als mit dem Gegenüber zu beschäftigen.

In der heutigen digitalen Welt ist es unerlässlich, digitale Kompetenz zu entwickeln und ständig nachzuschärfen. Dazu gehört auch die Fähigkeit, sich von ständigen Benachrichtigungen zu lösen und bewusster mit den unfassbar tollen Möglichkeiten der digitalen Kommunikation umzugehen.

Digitale Kompetenz: Abschalten.
Stefan Rogal (*1965)

Kommunikationsformen, die ich nicht brauche, schalte ich konsequent ab oder nutze sie erst gar nicht. Damit lasse ich sie als Zeitfresser und Stressfaktoren gar nicht erst in mein Leben. Und ich kommuniziere klar, wie ich am besten erreichbar bin und wie nicht.

Jeder sollte versuchen, hier seinen eigenen Weg zu finden, denn ein Patentrezept gibt es nicht. Im privaten Umfeld haben wir vieles selbst in der Hand, im beruflichen Umfeld kann es schwieriger sein. Immer mehr Unternehmen führen klare Kommunikationsregeln und Zeitfristen ein, wann eine Reaktion erfolgen sollte. Denn der ständige Blick auf jede eingehende Benachrichtigung ist ein echter Produktivitätskiller und damit ein volkswirtschaftlicher Schaden in Milliardenhöhe.

Daher sollten wir uns die Zeit nehmen, die für uns überflüssigen und stressige Apps zu identifizieren und klare Regeln zu definieren. Sie im Zweifel abzuschalten und - wenn das nicht möglich ist - wieder aus unserem Leben verbannen, so wie es Harald Welzer empfohlen hat. Auch wenn es schwer ist, denn wir gewinnen dadurch Lebensqualität zurück.

Autor:  

Dr. Torsten Beyer

Dr. Torsten Beyer


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