Analytik NEWS
Das Online-Labormagazin
20.05.2024

10.06.2021

Wann ist man optimal für eine Prüfung vorbereitet?

Teilen:


Examen
Pixabay [CCO]
Kürzlich habe ich mein silbernes Promotionsjubiläum gefeiert. An diesen Tag vor 25 Jahren haben sich einige Erinnerungen in meinem Gedächtnis eingebrannt, die bis heute Bestand haben, weil es bis dahin meine wichtigste und größte Prüfung war und bis heute geblieben ist.

Ich präsentierte die Ergebnisse meiner Dissertation in einem 30-minütigen Vortrag und wurde anschließend von vier Prüfern eine Stunde lang dazu befragt. Nach längeren Beratungen verkündete dann der Vorsitzende das Ergebnis, das aber vorher eigentlich schon weitgehend feststand, denn Durchfallen war ausgeschlossen. Die Veranstaltung fand öffentlich vor der ganzen Arbeitsgruppe, Kommilitonen, Freunden und einigen Familienmitgliedern in einem Hörsaal statt. Das machte das Ereignis so groß.

Erinnern Sie sich noch an ihre größte und wichtigste Prüfung?

Vielleicht erinnern sich jetzt einige an ihre schriftlichen Abiturprüfungen. Zu meiner Schulzeit in den 1980er Jahren dauerten diese in den beiden Hauptfächern jeweils fünf Zeitstunden und umfassten eine Vielzahl an unterschiedlichen Aufgaben. Bei mir waren es Mathematik und Chemie. Eine gute Zeiteinteilung war hier essentiell. Wer in Hektik verfiel, bezahlte das am Ende mit einer schlechteren Note.

Das Schlimmste damals war, dass man mehrere Monate auf die Ergebnisse warten musste und einen die Lehrer bis dahin auch total im Unklaren ließen. Gut war dagegen, dass man viele Abituraufgaben aus früheren Jahren zum Üben hatte und daher nicht von total neuen Fragestellungen überrascht werden konnte. Ganz ähnlich lief es beispielsweise auch bei der theoretischen Führerscheinprüfung.

Für andere war vielleicht eine mündliche Prüfung besonders erinnerungswürdig. Bei mir war es die mündliche Abiturprüfung, die zwar deutlich kürzer war als die schriftliche, dafür wurde man aber von mehreren unbekannten Prüfern durch die Mangel gedreht. Die Vorbereitung hierfür war daher schon etwas schwieriger. Vorteil war, dass man direkt im Anschluss das Ergebnis bekam, genau wie später nach Vordiplom- oder Diplom-Prüfungen.

Während des Studiums hatte man regelmäßig Prüfungen und Leistungskontrollen zu absolvieren, sodass diese - zumindest für mich - nach einer Weile jeden Schrecken verloren. Man wusste, dass man mit entsprechender Vorbereitung und Gesichtspflege in Vorlesungen fast immer in der Lage war zu bestehen, wenn einen der Prüfer nicht "auf dem Kieker" hatte, wie man so schön sagt. Am heimtückischsten in der gesamten Studienzeit waren Multiple-Choice-Tests, bei denen fünf Antwortmöglichkeiten vorgegeben waren und zwischen null und fünf Antworten richtig sein konnten. Bei einer falschen Antwort gab es sogar einen Minuspunkt, der eine korrekte wieder entwertete. Bei solchen Prüfungen lernt man, nur zu antworten, wenn man die Lösung wirklich weiß und fängt nicht an zu raten.

Die meisten Prüfungen würde ich heute wahrscheinlich nicht mehr bestehen, weil der Stoff, den man jeweils vorbereitet hatte, irgendwann zwangsläufig neuen Lerninhalten Platz machen musste. Insbesondere Telefonbuchwissen" ging bei mir schnell verloren. Das Verständnis logischer Zusammenhänge dagegen blieb mir viel länger im Gedächtnis, vieles bis heute. Das ist wahrscheinlich das Naturwissenschaftler-Gen, das einen auch immer alles kritisch hinterfragen und bewerten lässt.

So hat jeder seine ganz besonderen, hoffentlich überwiegend guten, Erinnerungen an Prüfungssituationen aller Art. Mit jeder Prüfung sammelt man Erfahrungen und auch aus negativen Erlebnissen sollte man versuchen, positive Erkenntnisse für die nächste Prüfungssituation zu gewinnen oder einzelne Erlebnisse irgendwann abzuhaken und nach vorne zu blicken.

Natürlich findet man im Internet viele Ratgeber zur optimalen Vorbereitung. Der bekannte Aphoristiker Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger hat den Sachverhalt in einem sehr schönen mathematischen Bild beschrieben. Wenn man es auf diese Weise hinbekommt, dann war die Prüfungsvorbereitung optimal:

Das Examen ist der Schnittpunkt von Lern- und Vergessens-Kurve.
Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger (*1939)

» Prüfungsvorbereitung: Methoden & Tipps für eine optimale Vorbereitung

» mehr über Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger

Autor:  

Dr. Torsten Beyer

Dr. Torsten Beyer


» Kommentieren