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20.05.2024

10.08.2017

"Das haben wir schon immer so gemacht!"

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Nicht selten gibt es im beruflichen Alltag Unstimmigkeiten und Differenzen zwischen neuen und alteingesessenen Kollegen: jung-dynamisch, frisch von der Uni, ausgestattet mit den neuesten theoretischen Erkenntnissen, steht jahrelanger Erfahrung gepaart mit Insiderwissen gegenüber.

Im schlimmsten Fall arbeitet der erfahrene Kollege nach dem "Beamtendreisatz" (Das haben wir immer so gemacht! - Das haben wir noch nie gemacht! - Da könnte ja jeder kommen!) oder hat innerlich bereits gekündigt und sitzt die verbleibende Zeit bis zu Rente möglichst bequem und unauffällig ab.

Genauso unangenehm sind allerdings diejenigen neuen Kollegen, die Tornado-gleich durch eine Abteilung fegen, kräftig alles umkrempeln, da sie sowieso alles besser wissen - deshalb wurden sie ja schließlich eingestellt - um nach 2 bis 3 Jahren die nächste Station ihrer Karriereleiter zu erklimmen und das angerichtete Chaos mit angefangenen Projekten und Umstrukturierungsmaßnahmen sowie möglicherweise demotivierten Mitarbeitern und Kollegen zurück zu lassen.

Gerade bei großen, alteingesessenen Firmen gibt es viele langjährige Mitarbeiter, die mit ihrer Erfahrung und ihrem Fachwissen sehr zum Unternehmenserfolg beitragen. Mit teilweise mehreren Jahrzehnten Berufserfahrung in ihrem Arbeitsbereich kennen sie neben Verfahrensanweisungen, Vorschriften und Arbeitsabläufen auch die nicht dokumentierten Kniffe, Tricks und Verbindungen, die im Arbeitsalltag hilfreich bis notwendig sind. Als "Neuer" in der Firma oder Abteilung tut man daher gut daran auf die "alten Hasen" zu hören, um von ihrem Erfahrungsschatz zu profitieren.

Allerdings sollte die Wertschätzung des Bestehenden nicht dem Mut zur Veränderung im Wege stehen. Auch jüngere - möglicherweise besser, auf jeden Fall aber nach neuesten Erkenntnissen ausgebildete - Kollegen stellen eine Bereicherung für Unternehmen dar. Nicht alles, was schon "immer so gemacht" wurde und bislang auch gut lief ist die beste aller Möglichkeiten.

Kurt Tucholsky, Schriftsteller und Querdenker, meint dazu:

Erfahrung heißt gar nichts. - Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen.
Kurt Tucholsky (1890-1935)

Stellt man diesem Zitat das eines weiteren deutschen Dichters gegenüber

Das Neue daran ist nicht gut, und das Gute daran ist nicht neu.
Johann Heinrich Voß (1751-1826)

so kommt man zur Schlussfolgerung: sowohl Betriebsblindheit als auch Aktionismus zu überwinden und gemeinsam (!) das Beste aus Bestehendem und Neuen heraus zu finden und zu übernehmen sind die Zutaten, die ein Unternehmen voranbringen und wachsen lassen. Und das ist wahrscheinlich in beiderseitigem Interesse der "Neuen" und "Alten".

Autor:  

Anke Fähnrich

Anke Fähnrich


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