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20.05.2024

27.04.2017

Das war nicht im Sinne des Erfinders!

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Eigentlich sollte man ja nichts dem Zufall überlassen - oder doch? Viele Erfindungen oder Erkenntnisse, die heute nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken sind, sind genau solchen Zufällen zu verdanken.

Eine der bekanntesten ist wohl das Penicillin, das Fleming 1928 entdeckte, als er nach seinem Urlaub eine vergessene Petrischale im Labor vorfand: Ein Schimmelpilz der Gattung Penicilinum hatte den sich darin befindlichen Staphylokokken den Garaus gemacht.

Auch Wilhelm Conrad Röntgen hatte die Entdeckung der nach ihm benannten Röntgenstrahlen einem mit seiner Unordnung einhergehenden Zufall zu verdanken: Bei seinen Experimenten mit Gasentladungs-Röhren im Jahre 1895 bemerkte er, dass im abgedunkelten Labor zufällig in der Nähe liegende fluoreszenzfähige Gegenstände beim Einschalten der Röhre zum Leuchten gebracht wurden, obwohl die Röhre mit schwarzer Pappe abgeschirmt war.

Die Liste ließe sich beliebig mit Beispielen wie Teflon, das eigentlich ein Kühlmittel werden sollte, Tesafilm, der als hautfreundliches Heftpflaster gedacht war, der Mikrowelle, die russische Flugzeuge aufspüren sollte oder Viagra, das ursprünglich als Herzmedikament gedacht war, fortsetzen.

Aber auch ganz trivial erscheinende Zufälle wie die mit einem Holzstäbchen angerührte Limonade, die in einer Winternacht des Jahres 1905 einem kleinen Jungen namens Frank Epperson aus Kalifornien über Nacht eingefroren sein soll, können unser Leben nachhaltig beeinflussen: Dieser Zufall hat uns das beliebte Eis am Stiel beschert, auf das wohl die allerwenigsten verzichten möchten.

Zufall hin oder her - wichtig ist auf jeden Fall, dass man die zufällige Erfindung oder Erkenntnis zu nutzen weiß oder dass man hartnäckig wie Röntgen oder Fleming weiter forscht und experimentiert. Gemäß dem Mediziner und Aphoristiker Gerhard Uhlenbruck, der wie folgt zitiert wird:

Die interessantesten Experimente der Naturwissenschaft sind diejenigen, die nicht im Sinne des Erfinders sind.
Gerhard Uhlenbruck (1929-1923)

Ein ganz aktuelles Beispiel einer zufälligen Entdeckung sind übrigens die Raupen der Wachsmotte Galleria mellonella, die die Plastiktüte, in der sie die Wissenschaftlerin Federica Bertocchini vom Institut für Biomedizin und Biotechnologie der Universität Cantabria in Spanien transportierte, kurzerhand auffraßen. Das Wissenschaftsteam entdeckte, dass die Raupen ein Enzym produzieren, welches Polyethylen zu Ethylenglykol abbaut und hofft durch weitere Forschung eine Lösung für das weltweite Plastikmüllproblem zu finden.

» Publikation "Polyethylene bio-degradation by caterpillars of the wax moth Galleria mellonella"

» Weitere Informationen über den Wachswurm

» Über Gerhard Uhlenbruck

Autor:  

Anke Fähnrich

Anke Fähnrich


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