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20.05.2024

02.03.2017

Sollte ein Labor immer aufgeräumt sein?

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Das folgende Zitat kennt der eine oder andere sicher in einer leicht abgewandelten Version für den eigenen Schreibtisch, aber diese Version für ein chemisches Labor führt sicher zu sehr kontroversen Meinungen:

Ein aufgeräumtes Labor verweist auf einen faulen Chemiker
(Jöns Jakob Berzelius 1779 - 1848)

Der schwedische Mediziner und Chemiker Jöns Jakob Berzelius lebte und forschte leider lange vor der Einführung des Nobelpreises, denn er hätte sicher mehrere verdient u.a. für die Einführung der chemischen Zeichensprache mit Elementsymbolen, sein Modell zum Verständnis der Elektrolyse oder die Entdeckung und erstmalige Reindarstellung mehrerer Elemente. Auch prägte er um 1830 den Begriff "Isomerie" für die Erscheinung, dass Verbindungen mit identischer Zusammensetzung unterschiedliche Eigenschaften haben können.

Berzelius starb 1848 an einer Selenvergiftung, da er wohl ohne entsprechende Sicherheitsmaßnahmen damit experimentierte. Ob er es selbst mit der Ordnung und Sauberkeit in seinem Labor nicht so ernst nahm und er deswegen zu Tode kam, darüber kann man nur spekulieren.

Jeder Sicherheitsbeauftragte, Ausbilder, Lehrer oder Laborleiter wird dem Zitat sicher vehement widersprechen, da Ordnung und Sauberkeit und das Vorhandensein entsprechender Sicherheitseinrichtungen in einem Labor essentiell und wichtig sind. Sie gehören heute zum kleinen ABC der Laborarbeit auch deswegen stirbt heutzutage niemand mehr bei Experimenten mit Selenverbindungen, wenn er sich an die geltenden Vorschriften hält.

Vielleicht meinte Berzelius aber auch etwas ganz anderes, denn jeder kennt die Redensarten "Nur das Genie beherrscht das Chaos" oder "Wo gehobelt wird, da fallen Späne". Da wird dann auch niemand mehr widersprechen ...

Eine bitterböse Variation des Zitats wird übrigens Einstein zugeschrieben:

Wenn ein unordentlicher Schreibtisch einen unordentlichen Geist repräsentiert, was sagt dann ein leerer Schreibtisch über den Menschen, der ihn benutzt aus?
(Albert Einstein 1879 - 1959)

Autor:  

Dr. Torsten Beyer

Dr. Torsten Beyer


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