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20.05.2024

23.06.2016

Alles kalter Kaffee?

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Nach 25 Jahren hat die zur WHO gehörende Internationale Krebsagentur (IARC) endlich Entwarnung gegeben: Kaffee ist doch nicht krebserregend - wenn er nicht zu heiß getrunken und nicht übermäßig konsumiert wird. Und: so ganz ausgeschlossen ist es doch nicht, oder?

Geröstete Kaffeebohnen enthalten eine sehr komplexe Mischung aus verschiedensten Stoffen. Solchen, die die Gesundheit fördern wie Antioxidantien, aber auch solchen, die für sich betrachtet durchaus krebserregendes Potenzial besitzen wie Furan, Acrylamid oder Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Auch das Koffein an sich kann Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen auslösen und so die Gesundheit beeinträchtigen. Allerdings ist es auch möglich, dass einige Inhaltsstoffe des Kaffees die potentiell schädlichen Wirkungen von anderen Substanzen mildern oder neutralisieren. Oder, dass der Gehalt an den unerwünschten Stoffen so gering ist, dass in verfügbaren Studien bei üblichem Konsum keine schädlichen Wirkungen nachzuweisen sind.

Natürlich sollte man die gesundheitsschädigende Wirkung mancher Inhaltsstoffe in Lebens- und Genussmitteln nicht unter den Tisch fallen lassen und kritisch die Pro- und Contra-Studien betrachten. Besonders "möglicherweise kanzerogene" Wirkstoffe werden immer gerne medienwirksam in Szene gesetzt, da die Krankheit Krebs jeden aufhorchen lässt.

In die Diskussionen um dieses Thema sollte aber auch die Tatsache mit einfließen, dass die IARC bereits über 1000 Chemikalien, Substanzen, Lebensmittel oder Tätigkeiten auf ihr krebserregendes Potential untersucht hat (Quelle: IARC Stand Juni 2016), darunter aber bisher nur ein Stoff in die Gruppe 4 als "wahrscheinlich nicht kanzerogen bei Menschen" eingestuft wurde. Hierbei handelt es sich um Caprolactam - Ausgangsstoff für die Herstellung von Perlon - das aber wiederum gesundheitsschädlich beim Einatmen und Verschlucken ist, sowie Haut- und Atemwegsreizungen hervorrufen kann.

Der Mark Twain zugeschriebenen Satz: "Wasser in Maßen genossen ist unschädlich!" bringt die Sache, wie ich finde, gut auf den Punkt. Bevor ich - weil neben Kaffee auch Wurst, Pommes, Chips und Kekse als möglicherweise kanzerogen eingestuft sind und Bier Spuren von ebenfalls nicht empfohlenem Glyphosat enthält - die nächste Party alleine feiern muss, genieße ich also lieber weiter in Maßen, ernähre mich ausgewogen und bleibe kritisch aber gelassen.

» Meldung der IARC

» Nachricht des BfR

» Weitere Informationen

Autor:  

Anke Fähnrich

Anke Fähnrich


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