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20.05.2024

16.06.2016

Werbe-Blocker schaden allen Internet-Nutzern

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Zugegeben, manche Webseiten übertreiben die Einblendung von Werbung - insbesondere PopUps und Overlay-Anzeigen stören mich auch gewaltig! Wer aber deswegen einen kostenlosen Werbe-Blocker installiert, bestraft aber damit pauschal alle Seiten - auch die seriösen - und beraubt sie um einen Teil bzw. um ihre kompletten Werbeeinnahmen!

Der Deal im Internet funktioniert oft so: Jemand erstellt eine interessante Seite oder eine Community mit interessanten Inhalten und blendet zur Finanzierung Werbung ein. Das sind oft Bannernetzwerke wie GoogleAdwords, Bing, amazon oder ein Partnerprogramm (Affiliate-Netzwerk). Dafür erhält der Nutzer kostenlos Zugang auf die teilweise aufwändig erstellten Inhalte bzw. ein moderiertes Forum o.ä. Wenn nun aber immer mehr Nutzer Werbe-Blocker installieren (die Schätzungen gehen aktuell bis zu 600 Millionen Nutzern), so kann das diverse Konsequenzen nach sich ziehen, über die sich jeder einzelne Nutzer solcher Software klar sein sollte:

  1. Webseiten verlieren Einnahmen und stellen ihren Betrieb vielleicht bald ein.
  2. Webseiten blenden mehr Werbung ein für die Nutzer, die noch keine Werbe-Blocker nutzen.
  3. Webseiten sperren Nutzer von Werbe-Blockern aus oder gestalten Werbung unsichtbar dafür.
  4. Webseiten verlangen Geld von allen Nutzern oder fordern einen Login zum Zugriff auf Inhalte.
  5. Nutzer von Werbe-Blockern machen sich zu "Gehilfen" der Hersteller, die damit Geld verdienen, dass Sie potenten Werbenetzwerken gegen Geld ein "Whitelistung" verkaufen.

Wollen Sie das wirklich?

Letztlich führt diese Entwicklung dazu, dass es immer weniger qualitativ gute, unabhängige Webseiten gibt, die als einzige Einnahmequelle solche Werbenetzwerke oder Affiliate-Programme haben. Nur große Verlage und Konzerne werden sich bei den Herstellern von Blockern "freikaufen" und Ihre Werbung dann trotzdem verbreiten. Und es kommt zu einem technischen Wettrüsten zwischen den Betreibern von Webseiten und den Entwicklern von Blockern zum Nachteil der technisch weniger versierten und letztlich aller Nutzer des Internets.

Die Alternativen

Wie ich anfangs geschrieben habe, nerven mich manche total mit Werbung überfrachteten Seiten auch. Ich kann aber nach anderen Seiten mit ähnlichen Inhalten suchen, ich kann die Werbung ignorieren, ich kann mich bei den Betreibern beschweren, den Blocker individuell konfigurieren (s.u.) etc., bevor ich mit der Installation eines Werbe-Blockers pauschal alle Seiten bestrafe. Das ist in jedem Fall die bessere Alternative!

Aktuell sind zu diesem Thema zahlreiche Verfahren vor deutschen Gerichten oder dem europäischen Gerichtshof anhängig, sowohl gegen die Hersteller von Blockern als auch gegen Firmen und Privatpersonen, die Anleitungen zum Umgehung von Sperren von Verlagen veröffentlicht haben. Der abschließende Ausgang ist schwer vorherzusagen und bis zu rechtswirksamen Urteilen wird es noch lange dauern, wahrscheinlich zu lange für mache guten Seiten...

» Mobile Adblocker verbreiten sich rasant

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» Aktuelle Verfahren gegen Werbe-Blocker

Autor:  

Dr. Torsten Beyer

Dr. Torsten Beyer


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