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16.04.2024
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Neue Aspekte in der Haaranalytik auf Cannabinoide und der Analytik im Bereich neuer Drogen

Moosmann, Björn - Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (2015)


Die vorliegende Arbeit kann in drei Themenbereiche unterteilt werden. Der erste Teil befasst sich mit der Haaranalytik auf pflanzliche Cannabinoide und hierbei insbesondere mit den Haupteinlagerungswegen von THC, THCA-A und THC-COOH in das menschliche Haar, wobei insbesondere die Problematik der externen Kontamination behandelt wird. Anhand der durchgeführten Studien konnte gezeigt werden, dass der Anteil an THC, der tatsächlich über den Blutkreislauf in das Haar eingelagert wird, bisher erheblich überschätzt wurde. THCA-A wird ebenso wie THC praktisch ausschließlich über externe Kontamination in das Haar eingelagert. Die Studien bezüglich THC-COOH machen deutlich, dass bei engem Körperkontakt auch eine Übertragung auf andere Personen möglich ist. Dies stellt den eindeutigen Nachweis eines Cannabiskonsums selbst im Fall der Detektion von THC-COOH im Haar in Frage und kann insbesondere bei der Interpretation von Analysenergebnissen in Kinderhaar (Sorgerechtsfragestellungen) von erheblicher Bedeutung sein.

Der zweite Teil der Dissertation befasst sich mit synthetischen Cannabinoiden. Mittels der im Rahmen dieser Arbeit entwickelten Flash-Chromatographiemethode ist es möglich synthetische Cannabinoide beim erstmaligen Erscheinen auf dem "Legal-High"-Markt unverzüglich aus der entsprechenden Räuchermischung zu isolieren und als Referenzmaterial einzusetzen. Des Weiteren konnte basierend auf der Untersuchung des Metabolismus von AM-2201 erstmalig anhand von Humanproben aufzeigt werden, dass es im Rahmen der Verstoffwechselung von synthetischen Cannabinoiden mit terminal fluorierter Pentylseitenkette zu einem metabolischen Austausch des Fluoratoms gegen eine Hydroxylgruppe kommt.

Die Untersuchung von über 600 Räuchermischungsproben zeigte zum Teil erhebliche Schwankungen im Wirkstoffgehalt und beweist, dass es für die Konsumenten solcher Produkte nicht möglich ist, die Droge exakt und reproduzierbar zu dosieren. In der Haaranalytik auf synthetische Cannabinoide zeichnen sich ähnliche Probleme ab, wie sie im Rahmen dieser Arbeit bereits für pflanzliche Cannabinoide aufgezeigt wurden.

Der dritte Teil der Arbeit beschäftigt sich mit Designer Benzodiazepinen. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit konnten die ersten sieben Vertreter dieser neuen Gruppe Neuer Psychoaktiver Substanzen (NPS) umfassend chemisch-analytisch charakterisiert werden. Im Falle von Pyrazolam, Flubromazepam und Diclazepam wurden darüber hinaus erste pharmakokinetischen Daten erhoben. Die identifizierten Hauptmetabolisierungsschritte entsprechen denen der bekannten Benzodiazepine und bestehen vorwiegend in Hydroxylierungsreaktionen. Die extrem hohe pharmakologische Potenz von Stoffen wie z.B. Flubromazolam birgt neben der Gefahr der missbräuchlichen Einnahme das Risiko der unbemerkten Beibringung als "KO-Mittel".


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