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24.04.2024
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Tränenfilmproteine beim Hund

Jurk, Sandra - Freie Universität Berlin (2011)


Die Heilungsaussichten sind beim Hund umso besser, je früher eine Keratokonjunktivitis sicca erkannt wird. Eine gezielte Untersuchung auf den Gehalt der verschiedenen Tränenproteine oder deren Anteile, könnte schon frühzeitig pathologische Veränderungen aufdecken. Zudem ist die Träne als Probenmaterial leicht zugänglich und nichtinvasiv zu gewinnen. Aus diesem Grund wird in der Humanmedizin bereits versucht andere ophthalmologische und nicht-ophthalmologische Erkrankungen über Veränderungen der Tränenfilmproteine oder durch Antikörpernachweise in der Tränenflüssigkeit zu erkennen.

Um erstmals die Verteilung der Tränenproteine beim Hund im Bereich von 1000 bis 5000 Dalton darzustellen wurden mit Hilfe des Schirmer-Tränen-Tests von 165 Hunden Tränenproben genommen. Um rassespezifische Unterschiede zu detektieren, wurden verschiedenen Rassen miteinander verglichen. Besondere Beachtung fand dabei der West Highland White Terrier, der als prädisponierte Rasse für die Entwicklung einer KCS gilt (KASWAN u. SALISBURY, 1990; HERRERA et al., 2007; SANCHEZ et al., 2007). Es wurden Tränenproben von gesunden West Highland White Terriern, Staffordshire Terriern, Deutschen Schäferhunden, Labradoren, Mischlingen und anderen Rassen verwendet. Signifikante Unterschiede zwischen den Rassen konnten bei 3030 Dalton nicht gefunden werden. Bei 2599 Dalton zeigten sich allerdings signifikante Unterschiede in der Intensität zwischen WHWT und Mischlingen (p= 0,02), sowie zwischen WHWT und Hunden anderer Rassen (p= 0,001). Beim Vergleich der Geschlechter- oder Altersgruppen konnten keine signifikanten Unterschiede gefunden werden, obwohl aus der Literatur bekannt ist, dass ältere weibliche Individuen häufiger von einer KCS betroffen sind (SANSOM u. BARNETT, 1985; KASWAN et al., 1991).

Insgesamt fanden sich bei den gesunden Hunden die höchsten Intensitäten konstant bei 2599 und 3030 Dalton. Bei den an KCS erkrankten Tieren waren diese nicht mehr nachzuweisen, dafür zeigten sie die höchste Intensität bei 2246 Dalton. An KCS erkrankte WHWT unter Behandlung zeigten wie die gesunden Hunde die höchsten Intensitäten wieder bei 2599 und 3030 Dalton. Insgesamt sprechen diese Ergebnisse somit für eine Regeneration der Tränenproteine unter Behandlung. Die gewonnenen MALDI-Messergebnisse stimmen mit den Ergebnissen der klinischen Untersuchung von behandelten Hunden überein. Behandelte Hunde zeigen wieder eine glatte, glänzende Hornhaut und deutlich weniger mukösen Ausfluss. Die Patientenbesitzer von Hunden, welche Formulierungen mit 2% Cyclosporin erhielten sprachen von einem deutlichen Rückgang der klinischen Erscheinungen und einer deutlich gesteigerten Lebensqualität der Hunde. In der ophthalmologischen Untersuchung fand sich weniger Mukus und weniger deutliche Episkleralgefäße.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es sich bei der Untersuchung von Tränenproteinen mit dem Massenspektrometer um eine sehr sensitive Technologie handelt, die leider mit umfangreichem Aufwand und hohe Kosten verbunden ist und bislang nur von wissenschaftlichem Interesse und nicht für die klinische Routinediagnostik geeignet ist. Um die hier gezeigten Ergebnisse zu vertiefen wären weitere Untersuchungen an größeren Probandenzahlen und die Identifikation der auffallenden Proteine sinnvoll.


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