Analytik NEWS
Das Online-Labormagazin
29.03.2024
Glossar durchsuchen

Linksammlung durchsuchen

In-vitro-Nachweis von infektiösem Parvovirus B19 und Analyse der Neutralisationseigenschaften von antiviralen Immunglobulinen

Heyd, Robert - Universität Regensburg (2013)


Parvovirus B19 (B19V) ist ausschließlich humanpathogen und die Ursache der Kinderkrankheit Ringelröteln (Erythema infectiosum). Die Infektion und Vermehrung von B19V ist auf CD36+ erythroide Vorläuferzellen beschränkt, deren Zerstörung zur Ausbildung einer Anämie, bis hin zur aplastischen Krise, führen kann. Bei akuten Infektionen in der Schwangerschaft ist der diaplazentare Übertritt des Virus auf den Fötus mit Auslösung des anämiebedingten Hydrops fetalis möglich.

Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde ein Zellkultursystem etabliert, mit dem die Replikation von Parvovirus B19 und Messung der Menge infektiöser B19V-Partikel möglich war. Aus peripheren, humanen CD34+ hämatopoetischen Stammzellen wurden die CD36+ erythroiden Vorläuferzellen gewonnen, mit B19V infiziert und die Infektionsraten durchflusszytometrisch mit einem fluoreszenzfarbstoffgekoppelten, monoklonalen Antikörper (MAb) gemessen, der spezifisch gegen das intrazelluläre, virale NS1-Protein gerichtet war. Mit diesem Infektions- und Nachweissystem konnten die vorhandenen, aber unterschiedlich ausgeprägten, neutralisierenden Eigenschaften der VP2- und VP1-spezifischen MAbs und ihrer Fab-Fragmente gezeigt werden. Der VP2-spezifische MAb und seine Fab-Fragmente waren stärker inhibierend als die VP1-spezifischen Immunglobuline. Dieses weist darauf hin, dass als Neutralisationsmechanismus die Blockade bzw. Beeinflussung wichtiger Virus-Zellrezeptor-Strukturen vorlag.

Weiterhin wurden die neutralisierenden Eigenschaften der B19V-spezifischen Antikörper in Seren von gesunden Probanden mit abgelaufener B19V-Infektion und von chronisch-virämischen Patienten gemessen. Der Bezug zu erhobenen Laborwerten (IgG/IgM-Antikörperstatus, Virämie) und den klinischen Verläufen zeigte die erweiterten Möglichkeiten dieses Infektionssystems. Es konnte die Neutralisationskapazität der Immunglobuline in humanen Seren direkt darstellen und deckte wesentliche Unterschiede in der Beurteilung des, auf herkömmlichen Labormethoden (ELISA, Immunblot) basierenden, Antikörperstatus auf. Zudem ließ sich kein kontinuierlicher Neutralisationseffekt B19V-spezifischer, IgM-haltiger Seren nachweisen, was auf eine eingeschränkte IgM-Neutralisationskapazität hindeutete.


» Volltext